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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 180 -
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1U0 und Waldvolk, der Karst des Südens den leidenschaftlichen, ungestümen Karstbewohner, dessen Charakter so sehr den Steinfeldern der hercegovinischen Gebirge ähnelt: äußerlich glatt und unbeweglich wie der Stein, aber trügerisch in seinen Tiefen. Diese Völker waren reich an männlichen Tugenden, Helden in der Vertheidigung ihres häuslichen Herdes und als Zerstörer gefürchtet. Jeder wollte den Nachbar seine Kraft fühlen lassen; ihr Ideal war die grenzenlose Freiheit des eigenen Ichs, der Ruhm der Familie, die Stärke der Männer, welche in Sagen und Heldenliedern genannt nnd besungen werden. Nie konnte und wollte sich einer dem andern unterordnen. So ver- schiedene Völker sich auch in den Bergen ansiedelten, die steilen Ufer der adriatischen Küste bewohnten, niemals konnte ein Volk innerhalb dieses Gebietes einen festbegründeten Staat bilden; niemals besiegte der menschliche Wille die Hindernisse der Natur. Wir sehen den Kampf für die eigene Person, den Kampf für den häuslichen Herd, den Kampf um die Herrschaft, den Kampf um den Glauben — aber nie den Kampf für die Gesammt- heit, und wie die Geschichte zeigt, gelang es nur in wenigen historischen Momenten dieses immer bewegliche Element von Außen her in eine friedliche Strömung zn lenken. Die Südosthalbinsel Europas wurde einst durch drei Völkerschaften besetzt: im Westen von den Jllyriern, im Osten von den stammverwandten Thrakern, im Süden von makedonifch-epirotischen Stämmen, deren Grenzen heute nicht mehr genau zu bestimmen sind. Nur im Allgemeinen kann gesagt werden, daß östlich von der Morava Thraker, westlich davon Jllyrier und südlich von den kerannischen Bergen die mit den Dorieru verwandten Makedouer und Epiroten lebten. Alle drei Völkerschaften bilden einen Zweig der indo-enropäifchen Völkerfamilie und wanderten gewiß aus verschiedenen Richtungen in die Halbinsel ein. Im Gegensatze zu den meist seefahrenden können diese drei Stämme als Binnenvölker charakterisirt werden. Sie lebten in ihren Bergen als Hirten, in den Ebenen als primitive Ackerbauer, während die Hellenen als eine Jnfel- nnd Küstenbevölkerung, als Pionniere des Handels und Vermittler der in ihrem Geiste umgestalteten orientalischen Cultur gelten können. Dasselbe Bild im Kleinen zeigt uns die Nordwestecke der Halbinsel. An den Küsten siedelten sich hellenische Schiffer und Kaufleute an und gründeten die ersten Niederlassungen an der adriatischen Küste, die sich dann zu blühenden Handelsstädten entwickelten. Im Binnenlande lebten die verschiedenen illyrischen Stämme, von welchen im Alterthume berichtet wird, daß sie „nur vier Gesetze anerkennen: das der Rache, des Raubes, der Lüge und der Verachtung aller Götter". Diese Auffassung lehrt, daß die illyrischen Stämme räuberische Hirten waren, die sich durch die Blutrache selbst ihr Recht suchten, ihr Gebiet nach Bedarf vergrößerten, gegen Fremde keine Vertragstreue kannten und dem Culte der Hellenen, sowie später der Römer, gänzlich abhold waren. Sie lebten in Stämme vereint. Der Reichste, der Stärkste
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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