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galt nach Außen als König, der aber die Gewalt nur so lange inne hatte, als seine Kraft
die Untergebenen zu bändigen vermochte. Unter diesen Stämmen finden wir im Norden
Dalmatiens und in der westlichen Ecke des heutigen Bosniens die Liburner, ein armes,
aber starkes Seeräubervolk; in ihrer Nähe saßen die myrisch-keltischen Japoden. Beide
lebten in Weibergemeinschaft, waren kühne Räuber, große Trinker und bildeten das
prächtigste Sclavenmaterial.
Im heutigen Bosnien und Mitteldalmatien wohnten die Ardiäer, im Süden die
Antariaten, zwischen beiden verschiedene größere und kleinere Stämme unter eigenen
Oberhäuptern, theils diesem, theils jenem Stärkeren huldigend. In den Anfängen ihres
geschichtlichen Lebens sehen wir die beiden letztgenannten Hauptstämme miteinander in
steter Fehde um gewisse Salzquellen, wie denn Salzlager überhaupt einen Zankapfel
der UrVölker bilden. Deßhalb wollte ein Forscher die Bedeutung des Namens Bosna als
Salzbecken erklären, obzwar es viel wahrscheinlicher ist, daß der Name sich vielleicht aus
der illyrisch-albanesischeu Erklärung: bas-ante: jenseits der Gebirgskämme, ableiten ließe.
Im IV. und III. Jahrhundert v. Chr. ergoß sich der große Strom der Kelten-
wandernng über die Balkanhalbinsel und verdrängte einzelne illyrische Stämme aus ihren
Sitzen. Ein Theil dieser Eroberer siedelte sich an Stelle der Vertriebenen an, ein anderer
verschwand im hellenischen Oriente. Während im Nordwesten der Balkanhalbinsel keine
historischen Mittelpunkte sich bilden konnten, entwickelte sich im Süden, in Epirns, eine
Reihe von illyrischen Königreichen, die nach dem Tode Alexander des Großen sich
unabhängig machten. Alexander der Große ist die erste historische Persönlichkeit, welche,
vom Süden nordwärts dringend, die Donaulinie erreichte und die ganze Halbinsel,
wenigstens nominell, unter seine Macht brachte. Die Vereinigung der so verschiedenen
Stämme endete gar bald; aber der Zauber der Persönlichkeit dieses historischen Halbgottes
wirkte selbst nach einem Jahrtausend und nach so vielen Erschütterungen derart fort, daß selbst
die Nationalhelden in Vergessenheit geriethen, der große Alexander aber als vergötterter
Repräsentant der weltlichen Macht in verschiedenartigen fremdsprachigen Heldenliedern
weiterlebte. Erbe dieses großen Mannes wurden die Römer. Ihnen war es vorbehalten, alle
drei Halbinseln des mittelländischen Europa unter eine Macht zu bringen, und die Welt-
stadt Rom konnte sich als Mittelpunkt jenes fächerartig ins Weite greifenden Weltreiches
betrachten, das beinahe die ganze damals bekannte Erde in sich faßte. Schon die Republik
streckte ihre Arme beinahe gleichzeitig nach dem Besitze der iberischen und der Hämns-
halbinsel aus; Karthago, die hellenischen Republiken, Macedonien und Jllyrien fallen deni
unaufhaltsamen Siegeslauf Roms zum Opfer. Im Jahre 167 v. Chr. wird der letzte
südillyrische König Gentins in Ketten nach Rom geführt. Aber die nordillyrifchen Stämme,
an ihrer Spitze die Dalmater, kämpfen, unterstützt von der Natnr, in ihren Bergen, mit
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch