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aller Wuth, die unbezähmbaren Menschen eigen, gegen die Legionen der Eonsulu, und erst
dem Oetavianus gelingt es, auch das Binnenland, das heutige Bosnien und die Hercego-
vina, somit den Weg zur pannonischen Ebene zu erkämpfen und den Widerstand des
illyrischen Elementes zu brechen. (6 v. Chr. — 9 n. Chr.)
Die römische Macht hatte mehrfache Gründe zu dieser großen Entfaltung: die
Ausbeutung der reichen Bergwerke, dann die Sicherung der Reichsgrenze an der Donau;
auch als Besitzer des adriatischeu Küstenlandes, des heutigen Dalmatiens, waren die
Römer gezwungen, das Binnenland zu erkämpfen. In der That standen die Legionen
kaum an der Save, als der römische Scharfblick auch schon erkannte, daß dieses Binnen-
land ohne den Besitz der pannonischen Ebene kein gesichertes Eigenthum sei; dagegen half
weder die heldenmüthige Vertheidigung der Berge, noch die grauenhafte Selbstopfernng
der illyrischen Weiber, die ihre Kinder den römischen Schwertern entgegen schleuderten
und mit ihren Männern vereint starben; unnütz waren die Hinterhalte in den Fels-
schluchten, auf kaum gangbaren Hirtenpfaden. Im Jahre 9 u. Chr. beginnt die römische
Culturarbeit in diesen Provinzen; sie hat, wie die ans Tageslicht gelangenden Überreste
nun beweisen, auch in diesem Lande Großartiges geleistet.
Das Kaiserreich gab nach Jahrhunderte langem Ringen allen Unterthanen das
Nömerthnm, und es gibt kaum ein erhabeneres Gesetz als dasjenige, welches sagt: „Alle
diejenigen, welche in orbe romano leben, werden zu römischen Bürgern erklärt." Durch
diese Verfügung entstand ein gemeinsames Staatsbewußtsein Aller, welches sich in den
östlichen Provinzen vielleicht noch kräftiger entwickelte als in den westlichen. Während sich
in Gallien und Hispanien ein reichgegliedertes municipales Leben ausbildete, strebten die
griechischen Stämme im alten Hellas und an der adriatischen Küste direct das Römerthum
an; sie sahen in Rom ihr Centrum, im Kaiser den Repräsentanten der höchsten Macht; sie
begingen die Feier der luäi suAustales zu Ehren des Kaisers; man errichtete Altäre (ma
kiomae et ^uFusti), Tempel des Augustus, und die kaiserliche Macht als höchste Gewalt
wurde nebst ihrem Repräsentanten zu dessen Lebzeiten vergöttert. Dieses Gefühl vererbte
sich von Generation zu Generation; die Kaiseridee, als selbstherrschende, alleinstehende
Macht, in einer Person concentrirt, ging dem religiösen Monotheismus, dem Christenthum
voran; und gerade auf der Balkanhalbinsel, wo die Naturverhältnisse und die centrifngale
Neigung der einzelnen Volkselemente sich gegen jede größere Staatenbildung auf längere
Dauer gesträubt hatten, entwickelte sich als Völksglaube aus dem Jnstincte heraus der
Cultus eines höheren Wesens, das die höchste weltliche Macht inne hat: des Kaisers.
Auf keinem Gebiete der Halbinsel faßte römisches Wesen, römisches Leben, römischer
Kaisercult so feste Wurzeln, wie an der Italien gegenüberliegenden adriatischen Küste nebst
ihrem Binnenlande. Die römische Eroberung war in diesen Gebieten eine vollkommene;
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch