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Hauptorte Pannoniens, verbunden. Bei der Anlage der Straßen waren die commerziellen
und nationalökonomischen Rücksichten ausschlaggebend. Die Römer erkannten bald — Nach-
richten darüber hatten sie schon früher erhalten — den Erzreichthum dieses Landes. Das
Gold im heutige» Erzgebiete und an den Flußläufen des Verbas, das Silber in Domavia,
der Argentaria Dalmatiens, und das Eisen übten große Anziehungskraft nnd führten
in diesen, früher unwirthlichen, nur waghalsigen Kaufleuten zugänglichen Berggauen bald
große Veränderungen herbei. Alte Schriftsteller nnd heute noch sichtbare Spuren römischen
Betriebes bekunden, daß in Bosnien während der Kaiserzeit bis zur Völkerwanderung
intensiver Bergbau bestand. Man kann behaupten, daß alles abbauwürdige Tagerz von
den Römern aufgespürt und auch ausgearbeitet wurde; sie arbeiteten dem Mittelalter vor,
das ihren Spuren getreulich folgte.
Großes leisteten sie auch in der militärischen Erziehung der kriegerisch veranlagten
Bevölkerung. Die tapferen Bergstämme wurden in die Legionen eingetheilt, und es dauerte
nicht lange, so wurden die Nachkommen jener alten Landesvertheidiger, welche die
Römerherrschaft hartnäckig bekämpft hatten, zu Erhaltern und Vertheidigern der römischen
Weltherrschaft, zu Stützen des Römerthums. Diese Richtung der römischen Politik
brachte dem Reiche viel mehr Nutzen als die intensive Bergthätigkeit. Das italisch-römische
erobernde Element erschlaffte, und im II. und III. Jahrhundert u. Chr. ging die Rolle
der italischen Cäsaren auf die aus Jllyrien und Pannonien gebürtigen Militärkaiser
über. Die ersten drei Jahrhunderte n. Chr. bilden die einheitlichste geschichtliche Periode
des adriatischeu Dreieckes. Bei allen Weltbegebenheiten sehen wir diese Provinz,
beziehungsweise ihre Söhne, eine hervorragende Rolle spielen; die Keime des Christenthums
schlagen hier bald Wurzeln; in den Stürmen der Völkerwanderung ist es diese Provinz,
die den meisten Verwüstungen ausgesetzt ist, aber trotz des Dahinsiechens der alt-römischen
Tugenden dank ihrer Organisation und der unverwüstlichen illyrischen Volkskraft dennoch
standhielt. Es bedarf nur des Hinweises auf den Namen Diocletians, um die Bedeutung
Dalmatiens zu charakterisiren.
Selbst in jenen späteren Epochen, wo infolge des natürlichen Übergewichtes der
byzantinischen Reichshälfte die adriatische Küste sammt dem Binnenlande manchmal
factisch, manchmal nominell dem Osten angehörte, blieb der Kern dennoch immer römisch.
Die adriatischeu Küstenstädte theilen die Geschicke des italischen Volkes; sie erhalten ihr
römisches Gemeinwesen, ihr römisches Recht Jahrhunderte lang; sie überdauern die
gothische Macht und sprechen an der Küste stets dieselbe Sprache. Nur das ethnographische
Bild des Binnenlandes verändert sich allmälig. Die den Völkerwanderungen ausgesetzte
pannonische Provinz wird durch die Barbaren gründlich verwüstet und entvölkert. Die
echten römischen Elemente, welche in den dinarischen Alpen ohnedies nur sporadisch sein
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch