Seite - 185 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Bild der Seite - 185 -
Text der Seite - 185 -
185
konnten, verflüchtigen sich sehr bald. Die romcmisirten Jllyrier verbluten in den Hunnen-
und Germanenkämpfen des V. Jahrhunderts; nur in Gegenden, wo selbst der ärmste
Barbar nichts zu finden hatte, erhalten sich einzelne Stämme. Wie man an manchen
Stellen endemische Pflanzenformen antrifft, die uns ein Bild des Urlebens vorführen,
so erhalten sich vorgeschichtliche Rassen, indem sie die größten Stürme überdauern, in
denen kraftvollere Völker untergegangen sind. Die illyrische Bevölkerung der heutigen
bosnisch-hercegovinischen Provinz wurde theils zu wandernden Hirten, theils verfiel sie
der Ausrottung. Die Nachkommen der schon im Jahre 167 v. Chr. unterjochten Jllyrier
am Skutarisee, die Albanesen, vegetiren dagegen noch heute, als Überreste eines ehemals
großen Volkes. Im V. Jahrhundert n. Chr. veränderte sich das Bild vollkommen. Die
Flut der Völkerwanderung erfaßt auch die adriatische Küste und ergießt sich in
die Thäler des dinarischen Gebirges. Die germanische Völkerwanderung, repräsentirt
durch die Gothen und Laugobardeu, berührt nun dieses Land. Viel heftiger und
zerstörender wirkt die tnranische Völkerwanderung, deren Vertreter die Avaren sind.
Als drittes Element treten die Slaven auf, die im Gegensatze zu ihrem ursprüngliche»
friedlichen Charakter, sich gar bald über die ganze Balkanhalbinsel ergossen, aber als
Eroberer nur dort auftraten, wo sie, wie in Bulgarien, mit tnrktatarifchen Elementen
vermischt, die staatsbildende Fähigkeit erlangt hatten. Die im nördlichen Hellas und in
Morea eindringenden Slaven hellenisiren sich, während die ins adriatische Dreieck
eingewanderten slavischen Stämme das Los dieser Länder im VI. Jahrhundert entscheiden.
Die Slaven werden im IV. Jahrhundert unter ihrem germanischen Namen als
Wenden (VVeneäi) auf der Nordseite Dacieus und nördlich von den Donaumündungen
genannt. Sie erscheinen erst seit Kaiser Jnstinians Regierungsantritt (527) als Nachbarn
des oströmischen Reiches, zuerst an der unteren Donau unter dem Namen XxX«ßi'vo'.,
Sclavini, später auch Sclavi. Ihre Wohnsitze befanden sich damals in Bessarabien
und der Moldau, wohl auch in Siebenbürgen, jenseits der germanischen Gepiden, die in
Südungarn hausten. Schon unter Justinian unternahmen sie Invasionen bis zur ägäischen
Küste und bis nach Dalmatien. Als das Gepidenreich um 567 vernichtet wurde und die .
tnranischen Avareu sich an der mittleren Donau niederließen, während die Langobarden
nach Italien abzogen, ging ein Zug slavischer Einwanderer auch westwärts ins neue
Avarenreich.
Infolge des mangelhaften Schutzes der römischen Donauprovinzen erfolgten nun
slavische Invasionen bis nach Thessalien. Kaiser Tiberins II. (578—582) bewog die
Avaren, gegen die Moldauslaven zu ziehen, Kaiser Manrikios versuchte es, in eigener
Person gegen die Donauslaven ins Feld zu ziehen (582—602). Als die Revolution
nach dem Sturze des Kaisers Maurikios (602—610) das oftrömische Reich erschütterte
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch