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und beinahe sämmtliche Truppen gegen die Perser ins Feld zogen, nberflntheten Avaren
und Slaven die ganze Halbinsel, nnd außerhalb der byzantinischen Städte und Burgen
besiedeln Slaven das Gebiet.
Unter diesen slavischen Stämmen führte ein zwischen Eetina nnd Zara angesiedelter
Stamm den Namen Hrvati . S e r b i wurde ebenfalls im X. Jahrhundert ein kleinerer
Stamm im Binnenlande genannt. Erst mit der Zeit entwickelten sich diese Namen zu
Benennungen der aus diesen und ihren Nachbarstümmen entstandenen Nationen.
Für die byzantinische Politik war es von Vortheil, als sie die beiden avaren-
seindlichen Völkerschaften von diesen Ländern Besitz ergreifen ließ, und so geschah es, daß
im Laufe des VII. Jahrhunderts diese verschieden benannten Stämme an der adriatischen
Küste, sowie in dem zugehörigen Binnenlande ansäßig wurden und demselben ihren
Charakter aufprägten. Wir kennen dieses Ereigniß nur aus 20V Jahre später geschriebenen
griechischen Quellen und aus sagenhaften Überlieferungen einzelner geistlichen Chronisten,
welche es theils vom Standpunkte späterer Entwicklungen, theils aus subjektiven Motiven
betrachteten.
Die kroato-serbischeu Stämme bildeten einen Theil der großen, flovenifchen
Völkerfamilie, und mit Recht sagt V. Jagic, daß sich „weder in der neueren Sprach-
entwicklung, noch iu den ältesten Phasen derselben eine scharfe Scheidewand zwischen dem
Serbo-kroatischen und dem Slovenischeu auf der einen und Bulgarischen ans der andern
Seite ziehen läßt; die Übergänge sind vielmehr allmälig."
Der Name Bosniens erscheint in dieser Zeit nur als geographische
Bezeichnung des von der Bosna dnrchflossenen Gebietes, des Gaues zwischen der Drina
und dem Vrbas.
Bis zu Ende des VIII. Jahrhundertes dominirte Byzanz. Als dann von dem
fränkisch-römischen Kaiserthnme eine Strömung gegen Osten hin ausgeht, da berühren
sich die Machtfphären der Karolinger und der byzantinischen Kaiser im kroatischen König-
reiche, welches, nachdem es das lateinische Christenthum angenommen, zwar vollständig
dem westlichen Einflüsse dienstbar wird, aber als Grenzland den Zankapfel beider
Großmächte bildet.
Die kroatischen Könige waren — wenn auch in Betracht der Entfernung nicht mittel-
bare, so doch im damaligen Sinne — Vasallen von Byzanz, später solche der Franken
und — mit Ausnahme einzelner kräftiger Herrscher — immer nur zum Scheine die Herren
der Stammesoberhäupter. Ein reges Culturleben in dem Wald- und Weidelande des alten
Jllyricnm war ohne die Küstenstädte nicht denkbar. Deßhalb entwickelte sich ein eigen-
thümliches Verhältnis zwischen dem binnenländischen Kroatien und der Dalmatien genannten
Küste, welches bis zum Erlöschen des kroatischen Königreiches fortbestand. Die geographische
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch