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und zwei bis drei Städte in Nordwestbosnien, sowie im Lande Chnlm, der heutigen
Hercegovina, bestauben nachweislich schon in jener Zeit.
Die Weltstellung des römischen Ostens wird im X. Jahrhunderte von der Besitz-
ergreifung der pannonischeu Ebene durch die Magyaren beeinflußt. Das Auftreten dieses
Volkes bildet sozusagen den Abschluß der Völkerwanderung. Das in Stämme getheilte
Ungarvolk erkannte gar bald den Vortheil einer Centralgewalt für sein Reich und fügte
sich schon nach einem Jahrhundert der zwingenden Macht der christlichen Idee. Der erste
König Stefan nahm das abendländische Christenthum unmittelbar vom Papste an, und
schon in den ersten Jahren des XI. Jahrhunderts sehen wir das ungarische Königthum
nach Süden, dem Meere zustreben. Parallel mit diesen Bestrebungen entwickelt sich die
Königin der Levante, die Republik Venedig, und die continentale Donaumacht der
Ungarn sucht alsbald Verbindungen mit der mächtigen Republik, die am Ende des
X. Jahrhunderts ihre Arme nach den Küstenstädten des östlichen Adriagebietes mit
Erfolg ausstreckt und seine späteren Ansprüche von dieser Zeit an datirt. Der zweite
ungarische König Peter entstammte dem veuetianischen Dogengeschlechte der Urseolv,
welches im republikanischen Gemeinwesen direct nach der Alleinherrschaft strebte, jedoch
der aristokratisch-republikanische» Gegenströmung erlag.
Der erste Erfolg des ungarischen Königreiches war im Jahre 1091, beziehungsweise
1102, die Einverleibung des in seinen inneren Einrichtungen autonom erhaltenen
kroatischen Königreiches und der dalmatinischen Küste in den Donaustaat. Bei diesem
Anlasse bemerken wir, daß die gleichsprachigen, neurömisch, das heißt italienisch
redenden Commuuitäten der adriatischen Küste sich dem Einflüsse der venetianischen
Republik energisch widersetzen, und daß die ungarische Besitzergreifung von Dalmatien
und Kroatien nur durch jene Beihilfe stattfindet, welche einerseits das römische Städte-
element, anderseits die Oligarchen der kroatischen Gaue dem Douauköuigthume gewährten.
Schon dieser Umstand weist auf die naturgemäße Einheit des Donaugebietes mit
der Nordwestecke der Balkanhalbinsel hin. Die Idee des römischen Kaiserreiches, das
Ansehen des oströmischen Kaisers waren eben auf diesen neuen Staat übergegangen, dessen
Institutionen sich zwar auch unter fränkisch-römischer Einwirkung entwickeln, dennoch
aber einen neuen Enrs für diese Gebiete bedeuten. Selbst das serbische Element, das
sich tief im Binnenlande erst im XII. Jahrhundert entwickelte, nahm sich neben den
byzantinischen Einrichtungen die ungarischen zur Richtschnur seiner staatlichen Institutionen,
wie es die Urkunde Stefan Nemanjas vom Jahre 1198 u.upi>>ln » > ip« ,.>,»")
beweist. Daher die vielen Berührungspunkte, die wir in derGeschichte des ungarischen König-
reiches und des Serbenthums bemerken. Die Binnenländer, das bosnische Bauat und Chulm,
der Grundstock der heutigen Hercegovina, treten erst nach und nach in dieses neue Verhältniß.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch