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Als nun König Koloman zu Anfang des XII. Jahrhunderts sein Banner in Dal-
matien aufpflanzte, wandten sich auch die Binnenländer seiner Machtsphäre zu. Das
Gebiet des die Hercegovina und Bosnien scheidenden Flusses Rama optirte zuerst für die
Macht des Königs. Unter König B i l a II. (1137) erstreckt sich die Macht Ungarns über
ganz Bosnien. Nach dem kleinen Rama-Gan benannten die ungarischen Könige das
ganze bosnische Gebiet: im Königstitel kommt nun Bosnien als Rama vor, und seit 1138
nennt sich der König von Ungarn auch kex liumae.
König Belas II. Sohn Gejza II. scheint bei der üblichen Theilung des Reiches
im Sinne der väterlichen Verfügung Bosnien als lose angegliederten Ländertheil seinem
Bruder Ladislaus II. überantwortet zu haben. Ihm untersteht in der Person des
Bans Boric, dessen Stammesgebiet mit dem Mittelpunkte des heutigen Save-Brod
und nördlich der Orljava im Comitate Pozega lag, ein kräftiger Statthalter dieses bosni-
schen Territoriums. Ban Borie leistete dem Könige in den Kämpfen mit Kaiser Manuel
kräftigen Beistand und befestigte fem Ansehen bei den führerlosen Stämmen Mittelbosniens
und, wie es scheint, bis zur Adria. Doch lehnte sich der mächtige Ban im Jahre 1163
gegen König Stefan III. ans und ergriff die Partei des königlichen Onkels. Allein
Gottfried aus Meißen besiegte ihn, und sein Geschlecht verlor die Führerrolle in Nord-
bosnien. Für sicher kann man annehmen, daß die Sippe des Bans Boric (aus welcher die
Familien: Berislavie, Dessewffy, Jspäufi, Boric, Török entstammten) die Waldgebiete
des Vrbas in Besitz nahm, sich jedoch nach dem Falle des Bans der allerdings noch schwachen
königlichen Gewalt von damals fügen mußte.
Das ungarische Königthum befestigte sich bald auf der dalmatinischen teiiu fermu,
in den kroatischen Gauen südwärts der Kulpa und der Una. Aber erst gegen Ende des
XII. Jahrhunderts sehen wir das directe Eingreifen und das zielbewußte Streben nach
staatlicher, aber nicht eentralistischer Angliedernng auch dieser Gebiete. Zugleich bedient
der Papst sich Ungarns als Werkzeug zur Verbreitung des Katholicismus. Der Anfang
der Geschichte dieser Länder fällt zusammen mit dem Kampfe des westlichen lateinischen
Christenthums gegeu die von Osten heranbringende manichäisch-bogumilische Religion,
die damals, vom XII. bis zum XIV. Jahrhundert, die Gemüther förmlich aufwühlte. Man
kann das Verbreitungsgebiet dieser religiösen, gegen das Papstthum gerichteten Bewegung
mit einer Ellipse vergleichen, deren Brennpunkt wir in Bosnien und der Hercegovina
finden. Parallel mit dieser Bewegung verläuft die Geschichte beider Länder, etwa vom
Jahre 1180, vom Bane Knlin angefangen bis zum endgiltigen Falle des bosnischen
Königreiches im Jahre 1463.
Die bosnische Geschichte dieses Zeitraumes weist iu ihrer Entwicklung zwei
Hauptphasen auf: Das Baua t bis zum J a h r e 1377 und das Königthum
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch