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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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201 kund. Zuerst waren es die Bulgaren, die der türkischen Macht erlagen; Byzanz hielt sich noch wie ein einsamer Fels im Meere; dann kam das serbische Volk an die Reihe. Tvrtko hatte, als er von den Niederlagen der einzelnen serbischen Heere erfuhr, keineswegs den Eindruck, daß die Reihe auch an ihn kommen werde, sondern benützte im Gegentheile diese Niederlagen, um das serbische Gebiet, das von den Türken nicht angetastet wurde, an sich zu bringen. Die 37 jährige Regierungszeit Tvrtkos ist in zwei Abschnitte zu theilen. In der ersten Periode, bis 1377, strebte er als Ban nur langsam seinem Ziele zu, indem er einerseits durch Unterwerfung der Vasallen seines Landes seine eigene Macht begründen mußte, anderseits aber sich fest dem Ungarkönig Ludwig anschloß, dessen Oberhoheit er in Urkunden viel ausdrücklicher und klarer als sein Oheim Stefan präcisirte. — „Dies hat geschrieben der Diener Gottes und des heiligen Demetrius" — so lautet die Inschrift von Dreznica — „in den Tagen der Regierung des Herrn ungarischen Königs Ludwig (.1011111) und des Herrn bosnischen Bans Tvrtko." König Ludwig I. unterstützte, nm sich das neuerworbene Dalmatien zu sichern, die bosnische Banalmacht nicht nur moralisch, sondern es war ihm geradezu darum zu thun, sie in seinem eigenen Interesse zu kräftigen. Darum gewährte er dem Ban (1363 bis 1366) thatsächlich Unterstützung, und obgleich er als Bannerträger des katholischen Glaubens (vexilliker ticiei) die Ausrottung des Bognmilismns als eines seiner Ziele hinstellte, hatte er doch immer nnr Milde für den nicht allzugroßen Glaubenseifer Tvrtkos. Als nun Tvrtkos Macht durch Annexion des oberen Drinagebietes, ferner Trebinje's und Cauale's auf Kosten der serbischen Slaatstrümmer sich erweiterte, nahm Tvrtko, vielleicht auf die Anregung, gewiß aber mit Einwilligung des Königs, den Titel eines Königs von Bosnien und Serbien (1377) an und ließ sich im altehrwürdigen Kloster Milesevo zum König salben. Dies war der bedeutungsvollste Moment seines Lebens und zugleich ein Wendepunkt in der bosnischen Politik. Die Rolle, welche früher das Serbenreich gegen- über den Türken in Byzanz gespielt hatte, ging nun auf Tvrtko über. Was die Serben nicht vermocht hatten, glaubte er durch Begründung einer neuen Macht vollziehen zu können. Er war nicht miuder zäh und rücksichtslos in der Verfolgung seiner Ziele wie seine anderen Zeitgenossen; und wenn man die verschiedenen Bestrebungen, welche seine Regierung charakterisiren, zusammenfaßt, sieht man darin die alte Balkanpolitik, die Expansion auf Kosten anderer und die Kräftigung der eigenen Macht, welche unter geschicktester Ansnütznng der actuellen Lage von Freund uud Feind gleichen Nutzen zu ziehen wußte. Er erkannte mit scharfem Auge, daß für die Geschicke Bosniens nicht mehr die Savelinie, sondern die südliche Linie als Wetterseite gelten müsse, und beeilte sich,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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