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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 216 -
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216 Die geschilderte politische Entwicklung Bosniens bildet nur das Relief des inneren Lebens, dessen Kenntniß interessante Aufschlüsse gibt und das wir daher in den Haupt- momeuten beleuchten wollen. Wie schon aus der politisch-historischen Skizze hervorgeht, besaß das Banat Bosnien nie die volle Souveränität, indem die jeweiligen Bane ohne Ausnahme, von politischer Nothwendigkeit gedrängt, die Macht eines leitenden Staates anerkannten. Das bosnische Königreich war, mit Ausnahme einer elfjährigen Periode (1382—1393), ebenfalls theils dem Königreich Ungarn, theils dem Sultan, oder auch beiden zugleich Unterthan. Diese Oberhoheit kann aber nur in dem Sinne gedeutet werden, daß bis zu dem endgiltigen Falle des bosnischen Sonderkönigreiches die innere sociale Entwicklung sozusagen in unabhängiger Richtung vor sich ging und der Jndividualitätssinn der Bosnjaken dem fremdländischen Einflnße nicht erlag, sondern immer nur je nach den einzelnen Perioden mehr oder weniger davon in sich aufnahm. Es kann von einem speciellen bosnischen Rechtsleben, von einer besonderen bosnischen nationalen Entwicklung nur in dem Sinne die Rede sein, daß sich auf bosnischem und hercegovinischem Territorium gewisse, entweder überall gleiche oder fremde, recipirte Institutionen nach den jeweiligen aktuellen Verhältnissen entwickelten und so den übrigen gegenüber eine Besonderheit aufweisen. In Bosnien führte die beinahe immer lockere Eentralgewalt des Oberhauptes zu einem in den einzelnen Theilchen gleichsam noch nicht fest zusammengekitteten, aus Clan-Territorien bestehenden Bundesstaate. Wenn wir uns den westlichen Theil der Balkanhalbinsel zur Zeit der Völkerwanderung als ein Trümmerfeld vorstellen, sehen wir, daß die Crösten denjenigen Theil dieses Gebietes besetzten, in dem sich die Trümmer der ununterbrochenen römischen Entwicklung am zahlreichsten erhalten haben. Es ist daher ganz natürlich, daß die Croaten mit ihrer primitiven Gauverfassung diese weitaus vorgeschrittenen Elemente absorbirten und sich dann nach dieser Richtung entwickelten. Die Serben fanden zum Theile schon gemischte byzantinisch-römische Institutionen vor, nahmen den orthodoxen Glauben an und empfingen so die meiste Einwirkung von der noch lebenden oströmischen Macht von Constantinopel. Das bosnische Banat hingegen fand im besten Falle nur diejenigen sporadischen Elemente vor, die, schon in den Römerzeiten durch die römische Eroberung in ein Unterthanenverhältniß herabgedrückt, im Lande seßhaft waren. So stehen die Bosnier in erster Linie als Besitzergreifer und Eolonisten des Territoriums da und vertreten in zweiter Linie nun statt der entschwundenen römischen Eroberer die factischen Herren des Landes gegenüber dem vorgefundenen wenig zahlreichen, nichtslavischen Elemente. Sie konnten daher ihre socialen Verhältnisse weniger beeinflußt von vorgefundenen Schemen und thatsächlichen Verhältnissen in's Leben treten lassen als ihre Nachbarn. Der römische,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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