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vollenden wollten, kaum mehr 40 Kinder. In dieser Zeit war eben Vrh-Bosna mit dem
Centrum Sarajevo eine der blühendsten Provinzen des ottomanischen Reiches; man lobte die
Schönheit der Stadt neben Constantinopel, Adrianopel und Üsküb. Dieselbe Taktik, ganz
ans türkische Weise, befolgte Mathias in Serbien, wo er bis Krnsevac das ganze Land
verwüstete und als Ziel des Krieges die Ausrottung der türkischen Wehrmacht hinstellte.
Der Optimismus des Papstes wurde durch diese Berichte von Neuem entfacht; er
versprach Mathias 200.000 Dueateu und wollte sogar eine Flotte in Italien organisiren
und von Dalmatien ans eine Diversion gegen die Türken machen. Doch die versprochene
Summe wurde nie ausgebracht und die Flottendiversion unterblieb.
Corvinns schrieb nun au deu Papst: „Soll ich allein dem Feinde widerstehen nnd
auch unterliegen? — lieber den Frieden, als ein Blutvergießen ohne Zweck." — Und
dabei blieb es. Wo es sich um Rache für einen türkischen. Raubzug handelte, waren die
tapferen Capitäne Mathias' immer bei der Hand, sie retteten Krain und Kärnten (1483)
wiederholt vor Einfällen, sie befreiten Tausende von christlichen Sclaven. Und welcher
Dank ward Mathias dafür? — Daß Kaiser Friedrich III. sehr ungehalten war, weil sein
Territorium durch das völkerrechtlich nnmotivirte Eindringen ungarischer Trnppen berührt
worden sei. Unter solchen Verhältnissen ist es nicht zn verwundern, daß dem Könige die
Lust verging, als Vormauer der Christenheit zu dienen, hinter welcher sich die Christen
selbst ärger bedrohten, als ihn die eigenmächtigen Einfälle der kampfesmnthigen Paschas.
Der große König starb im Jahre 1490, und die Jagellonen kamen auf den Thron
Ungarns. Unter der Regierung Vladislans II. und Ludwig II. standen die beiden bosnischen
Banate mit Jajce und der Gegend um Tuzla unter der Verwaltung tapferer Capitäne;
die Banate waren in militärische Districte eingetheilt, in jedem bildete eine Festung
den Mittelpunkt, und es wurden praktische Verfügungen getroffen, um im Nothfalle die
Besatzungen gehörig verproviantiren zu können. Obwohl sich die jährlichen Einnahmen
in Ungarn infolge der schlechten Wirthschaft nm 7V Procent verringert hatten und anch
von den verbleibenden 30 Procent ein Drittel dem königlichen Hofhalte zugewendet wnrde,
kann man nicht leugnen, daß für diese Grenzländer immer Geld da war; und je mehr das
durch Mathias gehobene ungarische Reich zerrüttet wurde, desto mehr Mannessinn,
Selbständigkeit und Todesmuth beseelte die Männer, die an der Save, am Vrbas und
an der Drina Wache hielten. Bis zum Jahre 1505 wurden die beiden Banate dnrch
den unbehilflichen, aber immer opferbereiten illegitimen Sohn Mathias', Johannes
Corvinns als Titularköuig verwaltet. Alle auf Jajce gerichteten Stürme der Türken
mißlangen, trotzdem sie in der Überzahl waren; denn sie hatten es mit Männern zu
thun, die auf diesem Gebiete nicht nnr das Ansehen des Staates, sondern auch ihr
eigenes Hab und Gut vertheidigten.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch