Seite - 248 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Bild der Seite - 248 -
Text der Seite - 248 -
248
katholische Kirche ihre Präponderanz behauptete. Aber die Türkenmacht drohte auch schon
die Küstenstriche an sich zu reißen und dann hätte, wenn von Bosnien aus die kroatische
Grenze und Jstrien occnpirt worden wären, Italien seine Culturstellung eingebüßt. Dies
empfanden die Päpste; und wenn die türkische Expansion nicht durch die Tapferkeit der
vou den Habsbnrgern beherrschten Grenzvölker aufgehalten worden wäre, so würde jene
sich direct auf dieses so werthvolle Ziel concentrirt haben. Es lag daher im Interesse nicht
nnr des Papstes, sondern auch ganz Italiens, ja wegen der Gefährdung des ganzen
mittelländischen Handels auch im Interesse Spaniens, daß sich die türkische Gewalt nicht
schrankenlos ausdehne. In Anerkennung dieser Solidarität richtete der Papst an Kaiser
Rudolf II. die Einladung, von der Defensive zur Offensive überzugehen nm die türkische
Gewalt zu brechen.
Die vielen Raubzüge, die Kraftproben der beutegierigen bosnischen Lehensmänner,
ferner die an der nngarisch-kroatisch-habsbnrgischen Grenze fortwährend stattfindenden
Metzeleien und die feurige Aufwallung Sigismund Bäthorys, des Fürsten von Siebenbürgen
(1593), der sich die Fürstenthümer Moldau und Walachei tribntär machte, ergaben eineLage,
welche alle Merkzeichen eines nahenden großen Krieges darbot. Von all diesen Vibrationen
erhielten auch die Balkanchristen Kunde, sowohl Orthodoxe, wie Lateiner. In den Hütten
der bedrückten Rajah wurden große Neuigkeiten erzählt, selbst die ihrem Schicksale
ergebensten Christen hofften wieder; die Lente erzählten sich von den Heldenthaten
des letzten Königs Stephan Tomasevic, man munkelte, die letzte Königin von Bosnien habe
einen großen Schatz hinterlassen und der Papst als Erbe des bosnischen Königreiches sehe
es als seine Pflicht an, sich für die Rajah einzusetzen. Viele christliche Häuptlinge,
welche, unter türkischer Botmäßigkeit stehend, an den Räubereien gegen die ungarischen
und kraiuischen Christen gar fleißig theilgenommen, hielten es im Geheimen mit dem
Abgesandten der Päpste und eine große Verschwörung entstand im ganzen Lande. Das
Geheimniß wurde den Türken nicht verrathen. Plötzlich tritt der dalmatinische Edelmann
Bertncci, Abkömmling einer aus Bosnien ausgewanderten Familie, an die Spitze dieser
Bewegung und vermittelt die Correspondem einerseits mit dem Kaiser, anderseits mit
dem Papst. Die Situation hätte eine noch günstigere Wendung nehmen können, wenn nicht
ein Factor dieselbe oft gekreuzt hätte; dieser hindernde Factor war das Uskokenthnm.
Dieses bildet eine symptomatische Erscheinung in der Umwälzung der Gesellschaft,
welche die türkische Eroberung hervorgerufen hatte. Das Uskokenthnm entstand in Nord-
Dalmatien, an der kroatischen Meeresküste, in Fiume und im Habsburgischen Binnen-
Kroatien, indem alle Elemente, welche dem türkischen Regime sich nicht fügen wollten, der
neuen Ordnung mit dem Säbel in der Faust Opposition machten und zu uusteten Räubern
wurden. Das gedrückte Volk verhielt sich diesen Elementen gegenüber sympathisch, weil
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch