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davon ab, dieses Element dem Plane zu gewinnen. Die Mitwirkung der Uskokcn mußte
indeß naturgemäß Venedig von der Sache abwendig machen; und da die Befreiung dieses
Theiles der Balkanhalbinsel in der Folge der Aufhebung der venetianischen Herrschaft
gleichgekommen wäre, sah die Signoria eine weit größere Gefahr in dem päpstlich-kaiser-
lichen Unternehmen als in der türkischen Macht, welche sie durch fortwährende Unter-
stützung der montenegrinischen und albanesischen Stämme beschäftigen konnte, oder auch,
wie die geheimen Acten beweisen, dnrch allerlei Hausmittel, z. B. Gift, zur Ruhe brachte,
wenn etwa der eine oder der andere Sandzak-Beg eine unüberwindliche Abneigung gegen
venetianische Zeechinen zeigte. Offen konnte Venedig freilich nicht auftreten, aber es ver-
eitelte das Unternehmen gleich im Anfange durch seine passive Haltung; und wenn auch
die Verzweigung und die Allgemeinheit der Verschwörung in Bosnien nicht zu den Ohren
des Sultans kam, faßten die localen Machthaber doch großes Mißtrauen gegen die
Christen.
Der Papst glaubte nun die Haltung Venedigs durch das eiumüthige Vorgehen
sämmtlicher europäischer Mächte paralysireu zu können. In Italien wurden die Republik
Florenz, dann Mantna, Parma, Urbino, Genna, kurz alle kleineren Staaten ins Ein-
vernehmen gezogen, und alle erklärten sich im Hinblick auf das große Ziel einverstanden,
dem Kaiser, der die Action leiten sollte, mit Geld und Mannschaft beizustehen. Der
Optimismus wurde von den verschiedenen Kundschaftern genährt, die da erzählten, „dass
es ein Leichtes sei, mit einem gewählten Heere von 20.000 Mann das ganze Land zu
erobern" (Andrea Girolamo).
Dann wurden Deutschland, Dänemark und Spanien, welches damals der katho-
lischen Christenheit viele materielle Opfer brachte, interessirt; im Norden wurde Polen
gewonnen und der Czar Feodor, auf dessen Mitwirkung der Papst ein Hauptgewicht legte,
in den Plan einbezogen. Das Schwert aber sollte Siebenbürgen ziehen, au dessen Spitze
der verwegene Bäthory, der die türkisch gesinnte Opposition seiner Unterthanen mit Gewalt
erdrückte, sich bereit erklärte, das türkische Joch abzuschütteln und bei der großen Befreiung
mitzuwirken.
Die Action kam diplomatisch zustande, indem alle Mächte sich bereit erklärten, los-
zuschlagen. Trotz dieser Einmüthigkeit auf dem Papiere wurde jedoch kein einheitlicher
Kriegsplan aufgestellt, sondern das Hauptgewicht auf den Erfolg der partiellen Kriege
gelegt. Es handelte sich nicht darum, daß ein großes Heer direct gegen die Türkei vorgehe,
sondern daß man diese in allen ihren Provinzen durch locale Revolutionen, die aber mit-
einander nicht im Contacte standen, beschäftige, um so die Ceutralgewalt leichter erdrücken
zu können. Das Hauptgewicht wurde auf die bosnische Action gelegt und die Gelegenheit
bot sich bald, als der Pascha von Bosnien, Gazi-Deli-Asau in Kroatien einfiel.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch