Seite - 258 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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fassen. Das feste Biha^ behauptete sich sehr lange. Erst Prinz Engen, der im Jahre 1697
seinen kühnen Zug längs des Bosnathales nach Sarajevo unternahm, ließ die kleinen
Scharmützel einstellen und drang, indem er alle die kleineren Besatzungen der zwischen-
liegenden Festungen vor sich hertrieb, bis ins Herz des Königreiches vor (am 2l. Oetober
befanden sich die Truppen in Bosna-Saraj, der kühne Zug dauerte von« 6. October bis
8. November). Er selbst berichtet, unter den Türken sei eine solche Verwirrung eingetreten,
daß er, weuu er mehr Truppen hätte, das ganze Königreich besetzen und behaupten könnte.
Nirgends befanden sich größere Besatzungen, Tesanj ausgenommen, das er auch nicht
erobern konnte; die Christen strömten ihm scharenweise zu und wollten ihn gar nicht
verlassen. Doch für diesmal blieb die Türkei vor weiterer Abbröckelnng ihres Gebietes
bewahrt, und abgesehen von einzelnen Grenzfestungen, das ganze Gebiet von Bosnien und
der Hercegoviua unter türkischer Herrschaft.
Daß der Friede von Karlovitz nur ein Übergangsstadium markire, fühlten sowohl
die Türken als auch das Wieuer Cabinet. Kaum waren die ungarischen Verhältnisse nach
der Raköczy'schen Bewegung (1711) wieder befestigt, kaum der spanische Erbfolgekrieg
beendet, so begann anch schon (1716 bis 1718) der nun nicht mehr defensive, sondern
direct offensive Krieg Prinz Eugens von Savoyen, welcher die Befreiung der Balkan-
länder ins Auge faßte. Auch Prinz Eugen vertrat die Ansicht, daß man den Besitz
Bosniens durch die Oecupation Serbiens sichern müsse, und den Hauptzweck seiner
Operationen bildete die Eroberung Belgrads, während der bosnische Feldzug nur
den Charakter einer Unterstützungsdiversion hatte. Indeß die erneuerten Hoffnungen
der Christen, die vom Falle Belgrads nicht nur die Zertrümmerung der türkischen
Macht, sondern auch die Bekehrung der Moslems erwarteten, wurden arg enttäuscht.
Selbst Kaiser Karl VI. (als König III.) war mit den Passarovitzer Friedensbedingungen
nicht zufrieden. Obzwar die Einverleibung einzelner Ortschaften unterhalb der Save und
Novi, ferner der Gebietszuwachs von Seite Serbiens und der Walachei immerhin positive
Erfolge des Krieges waren, standen diese doch nicht im Verhältniß zu der aufgewendeten
Anstrengung. Dazu gesellte sich die Besorguiß Karls um die Zukunft der mit ihm
im Mannesstamme erlöschenden Dynastie. Diese Umstände erklären zur Genüge seine
Nachgiebigkeit in dieser Richtung. Doch der erste Schritt war gethan, indem wieder
Balkangebiet in die Peripherie der Monarchie einbezogen wurde und Balkanvölker
direct unter der Verwaltung der Habsburgischen Monarchie standen.
Sowohl der kleine Streifen serbischen Landes, als auch das winzige bosnische
Gebiet, welches im Ganzen 13 Ortschaften mit 279 Familien umfaßte, boten sehr wenig
Anlaß, um sich mit deren Verwaltung in anderer Weise zu beschäftigen, als es mit den
Dependenzen einerseits Süduugarns, anderseits der neu erworbenen slavonischen Grenzen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch