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Die deutsche Anthropologie hat auf Grund einer Verständigung festgestellt, daß mau
alle Fälle, in denen der Index die Zahl 75 nicht überschreitet, als Langköpfigkeit
(Dolichocephalie), wo er zwischen 751 und 79 9 schwankt als Mittelköpfigkeit
(Mesocephalie), und endlich wo er 80 oder mehr betrügt, als Kurzköpfigkeit (Brachy-
cephalie) zu bezeichnen hat. Die Kopflänge und die Kopfbreite wird mit entsprechenden
Cirkeln, sogenannten Tastercirkeln, gemessen, der horizontale Kopfumfang wird mit einem
in Centimeter und Millimeter eingetheilten Bandmaaße festgestellt.
Genaue und wissenschaftlich verwerthbare Resultate erhält man nur durch die
Messung maeerirter Schädel; werden aber die Maaße an Lebenden genommen, so müssen
von den erhaltenen Ergebnissen, gewisse durch Erfahrung, namentlich aber dnrch Experimente
festgestellte Zahlen in Abzug gebracht werden. So hat z. B. Weisbach nachgewiesen,
daß man vom Kopfindex zwei Ganze abziehen muß, wenn man die erhaltene Zahl auf
den Schädelindex reduciren will; ebenso hat Jkow gezeigt, daß man 25 Millimeter in
Abzug zu bringen hat, wenn man aus dem horizontalen Kopfumfange den horizontalen
Schädelumfang berechnen will. Selbstverständlich werden die durch die Untersuchung eines
sogenannten todten Materiales gewonnenen Ergebnisse immer verläßlicher, weil fehlerfreier
sein, als die durch die Messung Lebender erhaltenen Resultate.
Nachdem wir diese Bemerkungen zur näheren Verständniß der folgenden Darlegungen
vorausgeschickt haben, wollen wir zu unserem Gegenstande zurückkehren.
Meines Wissens wurden bis jetzt kaum 21 Schädel erwachsener Bosnier anthro-
pologisch untersucht, und zwar zwölf älteren Ursprungs von Weisbach und neun recente
von mir. Von den älteren Schädeln wurden vier aus Bogumilengräbern gehoben, und
dürften daher aus dem 13. bis 15. Jahrhundert stammen, die acht anderen gehören
zweifellos einer jüngeren Periode an, die neun recenten endlich sind aus der aller-
jüngsten Zeit.
Bezüglich der Bogumilenschädel wäre erwähnenswerth, daß sie bei einem durch-
schnittlichen Rauminhalte (Kapacität) von 1463 Centimeter und einem Horizontalumfange
von 516 Millimeter eine mittlere Länge von 179 Millimeter und eine Durchschnittsbreite
von 146 Millimeter aufweisen. Der Schädelindex beträgt somit 81 45. Unter diesen
Schädeln war nur einer, und zwar ein weiblicher mesocephal (79 1), die drei anderen
aber mehr oder minder brachycephal. Bei den acht anderen Schädeln (zwei weiblichen und
sechs männlichen) beträgt die Durchschnittslänge 172 Millimeter, die Breite 142 Millimeter
und der horizontale Umfang 502 Millimeter. Die Eapaeität konnte nnr bei fünf Schädeln,
und zwar bei drei männlichen und den zwei weiblichen gemessen werden, sie beträgt im
Mittel 1426 Centimeter. Scheidet man aber die letzteren aus, so erhält man, durch die
Messung der drei männlichen allein, einen Rauminhalt von 1486 Centimeter. Mit einem
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch