Seite - 288 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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Jahreszeit neben ihren stabilen Wohnungen Zelte errichten! die letzteren hingegen haben
den Wandertrieb verloren nnd wohnen ständig an einem Orte nnd in festen Häusern. Die
schwarzen Zigeuner sind nur scheinbar Mohammedaner und werden von der Bevölkerung
nicht als solche betrachtet. Sie kümmern sich sehr wenig nm religiöse Übungen, ihre Frauen
sind nuverschleiert, untereinander gebrauchen sie ausschließlich nur ihre Sprache. Die
weißen Zigeuner kommen den consessionellen Vorschriften pünktlich nach, verschleiern die
Frauen nnd bedienen sich untereinander der Landessprache. Die schwarzen Zigeuner sind
meist Kesselflicker, Pferdemakler oder Diebe, die weißen betreiben verschiedene Handwerke
oder bearbeiten als Banern den Grund und Boden.
In Bezug auf die physische Beschaffenheit kann man von den mohammedanischen
Zigeunern die folgenden zwei, in manchem wesentlichen Punkte differenten Bilder entwerfen.
Die schwarzen Zigeuner sind nahezu durchwegs mittelhoch (1678 Millimeter),
mager und von gracilem Knochenbaue, sie haben eine meist dunkelbraune Haut, schlichte
dunkelbraune oder schwarze Haare und am häufigsten dunkel oder hellbraune Augen;
lichte, zumal graue Augen find zwar nicht besonders selten, doch kommen sie nur bei etwa
18 Percent derselben vor.
Der verhältnißmäßig kleine Kopf (Horizontalumfang 546 Millimeter) ist lang,
recht schmal und daher auch überwiegend dolichocephal (71 4 Percent); Mesocephalie
kommt in 25 0 Percent und Brachycephalie kanm in 8 6 Percent vor; der durchschnittliche
Schädelindex beträgt 74 9. Das Gesicht ist bei einer nicht nngewöhnlichen Breite meist
mittelhoch, gegen oben und unten leicht verschmälert. Die meist nach rückwärts geneigte
Stirne ist schmal und niedrig, die mittelgroßen, lebhaften Augen tiefliegend, die Nase
mittellang und meist breit, der Mund breit, dicklippig oder wulstig. Die kleinen weißen
Zähne sind meist vertical gestellt. Der Unterkiefer ist im Verhältnisse znr Gesichtshöhe sehr
kräftig entwickelt. Die häufig großen Ohren tragen an ihrem Saume uicht selten eiu
eigenthümliches kleines Knötchen. Der Brustkorb ist meist schmal, die Extremitäten lang,
Hände und Füße gracil, letztere schön gewölbt.
Die in ihrer kurzen Blüthezeit nicht selten recht hübschen Weiber haben dnrchwegs
kleine Körperhöhe (1540 Millimeter), sind aber sonst in Bezug auf die physische
Beschaffenheit den Männern sehr ähnlich. Das Zigeunermädchen ist bereits sehr früh reif,
viele sind schon mit 13 bis 14 Jahren verheiratet, doch verwelkt die Zigeunerin gewöhnlich
noch rascher als die Spaniolin oder Bosnierin.
Die weißen Zigeuner sind meistens hochgewachsen (1729 Millimeter), mittelmäßig
genährt und von kräftigem Knochenbaue. Sie haben eine lichtbranneHaut, nahezu durchwegs
dunkelbranne schlichte Haare und ebenso oft lichte (graue) als hellbraune und dunkelbraune
Augen. Der wenig umfangreiche Kopf (Horizontalumfang 537) ist mittellang, mäßig breit
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch