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und verrichten ihren Zauber. Sie schädigen Menschen und Thiere und werden nach dieser
Eigenschaft unterschieden.
Es gibt eine Anzahl von Hexenproben, unter anderem die, daß man einen
Johanniswurm an der Flamme, die er umschwärmt, fängt, ihm die Flügel versengt und
mit den Worten: sutra, 6a ti soll ckam" (Komme morgen um Salz) freiläßt.
Das erste Weib, das Morgens das Haus betritt, gilt als Hexe, und man gibt ihr, um ihren
Zauber zu brechen, Salz. Eine Hexe meint man in der Weise fangen zn können, daß man
sich hinter eine Egge stellt, wodurch man unsichtbar wird, und die vorübergehende Hexe
an den Haaren faßt.
Eine männliche Gattung Hexen nennt man Stuka. Mehr durch übernatürliche Kräfte
ausgezeichnet, sind sie minder boshaft als ihre weiblichen Genossinnen. Auch sie ziehen des
Nachts unsichtbar aus und kämpfen in den Lüften mit anderen Stuhas erbitterte Schlachten,
worauf man sie oft des Morgens ganz zerschlagen im Bette auffindet. Knaben, die im
„Hemdchen" zur Welt kommen, werden derartige Stube.
Gegen Hexen und den durch diese vollführten Zauber gibt es zahllose Mittel; als
das kräftigste gilt aber der Knoblauch, welcher bei jeder Gelegenheit empfohlen wird.
Diesen Gebilden des Aberglaubens wurde durch den Mohammedanismus eine Menge
aus dem Oriente stammende Motive — Sagen von Dzins, Hndoms n. s. w. — zugesellt,
und es würde zu weit führen, wollte man alle diese Geschöpfe einer lebhaften Phantasie
beschreiben. Diese neuen Zuthaten bewirkten aber auch, daß neben ihnen die alten allmälig
verblaßten und modificirt wurden, wodurch zahllose Loeal- und Nebenformen entstanden.
Die Tracht. — Ebenso eigenthümlich wie in seinen Sitten, Gebräuchen und
sonstigen Äußerungen des Volkslebens ist der Bosnier in seiner Tracht. Sie entspricht
seiner Stellung an der Grenze zwischen der abendländischen und der orientalischen
Civilisation und zeigt ein Gemisch von Elementen einer sorgfältig überlieferten Tradition
neben den Schöpfungen eines wenn auch langsam fortschreitenden Zeitgeistes.
Ein ziemlich stark entwickeltes Prunkbedürfniß, ein Hang zurmalerifchen Ausgestaltung
bei einem gewissen urwüchsigen Geschmack, sowie eine angeborene Pietät für das Alt-
hergebrachte sind die allgemeinen Merkmale des bosnischen Eostüms. Namentlich der letztere
Umstand bewirkte, daß sich in einzelnen Gebieten besondere Costümtypen erhalten haben
und gewisse Gegenden bestimmte Localformeu aufweisen, welche allein genügen, die
Zuständigkeit des Trägers zu kennzeichnen.
Allerdings sind die Grenzen der einzelnen Eostümzonen gegeneinander nicht streng
abgeschieden: es finden allmälige Übergänge von der einen zur anderen statt, sowie der
Übergang von bosnischen zu den Costümen der benachbarten Länder, Serbien, Slavonien,
Kroatien, Dalmatien und Montenegro, eine Reihenfolge von Nnancirungen vermittelt.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch