Seite - 318 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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um in den Besitz irgend einer womöglich stark mit Silber beschlagenen Waffe zu gelangen
der Reiche aber belastete sich in vollster Adjnstirnng mit einem ganzen Arsenal von Waffen,
die von Silber und Gold strotzten, und zu deren Herstellung geübte Waffenschmiede und
geschickte Silberarbeiter herangezogen wurden.
Zur completen Adjustiruug eines bosnischen Streiters gehörte vor Allem der
Handschar, jene haarscharfe geschweifte Klinge mit breitem Griffe, welche im Hand-
gemenge die furchtbarsten Verstümmelungen verursachte, ein Paar Pistolen mit dem dazu
gehörigen Ladestock (Kardia), eine lange Flinte, die je nach der Form verschieden benannt
war (knrawlilka, ^rnautku) oder ein kurzer Kugelstutzen (Zisana) und ein Krummsäbel,
nicht selten von kostbarsten Stahlsorten (Damascener, Kara-Otiorasan).
Gewehr und Säbel wurden um die Schulter gehangen, die übrigen Waffen aber
staken aneinandergereiht in einem breiten, vorne mit Fächern versehenen Ledergurt, dem
Bensila. Außer diesen Waffenstücken gehörten zur Kriegsausrüstung zwei Patrontaschen
aus Silber, ein Pulverhorn, eine Öldose, welche um den Gürtel geschnallt wurden und
der Ln'am, ein Silberetui, worin der fromme Mohammedaner seinen Koran aufbewahrte,
der ihm beständiger Reise- und Kriegsgenosse war.
Ein besonders charakteristisches Schmuckstück sind die „Toke" — ein aus großen
Silberknöpfen oder Platten gebildeter Brustpanzer, der an den Rock (Fernien) oder
an einen besonderen Lederlatz angeheftet wurde und der Brust als Panzer uud Zier diente.
Allen anderen Schmuck verschmäht der Bosnier; für Ringe gibt er wenig Geld aus,
und wenn er einen trägt, ist er von Messing oder schlechtem Silber. Das einzige nicht
kriegerische Stück in seinem Schmuckinventar ist die Uhr, eine Spindeluhr von normalen
Größenverhältuisseu, die aber von einer bedeutenden Anzahl von Metallgehäusen umschlossen
wird, so daß sie im letzten nicht selten die Größe einer ansehnlichen Theetasse erreicht. Als
Uhrkette dient ein reiches Silbergehänge, das über Brust und Gürtel herabhängt. Unter all
diesen Kleidungs- und Prunkstücken mußte es dem Manne besonders an Sommertagen recht
schwül zumuthe sein, aber er ertrug diese Last mit Stolz und im Bewußtsein, daß es wohl
keinen malerischeren Anblick geben könne als den, welchen er in seinem vollen Glänze darbot.
Das Costüm der mohammedanischen Frau, namentlich aus den vornehmeren Kreisen,
charakterisirt ein gewisser vornehmer, gediegener Luxus. Auf der Straße erscheint sie
dem altgeheiligten Branche zufolge in einem Aufzuge, der niemals den reichen Prunk
verräth, mit welchem sie zu Hause ihren Körper umgibt. Da keine mohammedanische
Frau von ihrem achtzehnten Jahre an von einem fremden Manne gesehen werden
darf, erscheint sie auf der Straße stets sorgfältig vermummt. Dieser im ganzen Oriente
verbreitete Brauch wird heute aber nirgends mit so peinlicher Gewissenhaftigkeit
eingehalten wie in Bosnien, wo die anständige Frau selbst ihre Hände vor fremden Blicken
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch