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mit eingeprägten Koransprüchen zu verzieren. Später kommen noch Armbänder, Halsbänder,
Stirnbänder oder Agraffen, Ohrringe und Gürtelschnallen hinzu. Als Schmuck dienen je
nach Geschmack Gold- und Silbergeschmeide, Filigranerien, Perlen, und vor Allem als
Zeugen eines soliden Wohlstandes Goldmünzen, die möglichst dicht aneinander gereiht so
massig auftreten, daß sie der Trägerin mehr als Last, denn als Zier dienen. Dneaten-
schnüre dienen als Halsbänder sowie als Diademe, und auch das Tepelik wird damit dicht
übersät. Besonders bemerkenswerth sind die Gürtelschnallen (pukte), die zumeist mandel-
förmig und von bedeutender Größe sind und oft Meisterwerke der Silberindnstrie und
Perlenstickerei darstellen.
Das Costüm der andersgläubigen Stadtbewohnerinnen weicht von dem beschriebenen
bedeutend ab. Die Spauiolinnen kleiden sich wie die Mohammedanerinnen, nur verdecken
sie einer religiösen Sitte gemäß das Haar durch eine lange, über die Schulter wallende
Fransengarnitur. In früheren Zeiten erschienen auch sie in einer .kereäöa- auf der
Straße. Auch die katholischen Frauen, die mit Mohammedanerinnen häufig in Berührung
kamen, eigneten sich deren Tracht an, doch ist sie beiweitem nicht so reich, und vor Allem
findet man niemals jene reiche Goldapplication, die auf den mohammedanischen Kleidern
auffällt. Die Tracht der orientalisch-orthodoxen Frau charakterisirt eine lange, bis zum
Boden herabwallende Seidenanter i ja aus lichtem gestreiften Seidenstoff oder Brocat,
ein stark verbrämter Pelz mit kurzen, weiten Ärmeln und im Kopfputz statt des Tepelik
eine reiche, runde, sogenannte Wiener Quaste. Bezeichnend ist, daß es die gute alte Sitte
den orthodoxen Frauen verbietet, Dimije zu tragen.
Das ländliche Frauencostüm können wir, abgesehen von zahlreichen kleineren Local-
formen, eintheilen in: das mittelbosnische, das nordbosnische (Posavina und
Krajina), das Costüm der dalmatinischen Grenzgebiete und das der Hercegovina.
Merkmale des mittelbosnischen Costüms sind: Dimije, welche ältere Frauen durch
eine lange Anterija ersetzen, Jecerma, ein Zobnn (Pelz) aus Loden, uud ein ziemlich
künstlich aufgebauter Kopfputz (kuikun), bestehend ans einer mit Fransen benähten, mit
Schleiern, Tüchern, Blumen, Silberketten u. f. w. aufgeputzten Kappe. Die einzelnen Stücke
unterscheiden sich nach den verschiedenen Costümbezirken durch Farbe, engeren oder weiteren
Schnitt, größeren oder geringeren Prunk, wodurch große Verschiedenheiten entstehen.
Das Costüm der Kraj ina charakterisirt der Mangel von Dimijes, welche dort
perhorrescirt werden. Die Hauptstücke sind ein an Ärmeln und Brustlatz reichgesticktes
Hemd, ein mehr oder minder verzierter Lodenrock, schön gewirkte Schürzen, ein weißes
Kopftuch mit Kreuzelstickerei und reicher Münzenschmuck, womit die Kappe, der Brustlatz,
der Giirtel und die Zopfbänder oft überladen werden. Im Winter wird der Kälte wegen
ein schwerer, bis zur Erde reichender Lodenmantel getragen.
Bosnien und Hercegovina. 21
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch