Seite - 322 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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Das Costüm der Posavina ist dem slavonischen nachgebildet. Man findet dvrt
denselben weißen, faltigen, reichgestickten Rvck, wie in Slavonien, dieselben mit bunten
Ornamenten benähten Lederwämse und die gleiche Art, das Kopftuch (samiM) zu binden.
Gegen Süden gehen diese Costüme allmälig in das mittelbosnische über.
Das Costüm der dalmatinischen Grenzgebiete ist gleich dem dalmatinischen,
welches sich gleichfalls aus dem eigentlichen bosnischen herausgebildet hat.
Die Hereegovina besitzt ganz eigene Costüme. Hier ist Alles Wolle; bevorzugt
wird die weiße Farbe, und das Costüm zeichnet sich durch solide Einfachheit aus. Im
Sommer tragen die Frauen bloß Unterhosen, das Hemd und einen kurzen, dunkeln,
bunt verzierten Fermen, im Winter dazu einen langen, bis zum Boden reichenden Lodenrock
mit gefranstem Saume. Auch hier wird reicher Silberschmuck gebraucht, doch besteht er
nicht aus Münzen, die bloß auf einen Lappen geheftet werden und eben nur durch ihren
Metallwerth prunken, sondern er ist von Silberschmieden kunstvoll, wenn auch unter
reichlicher Benützung von geprägten Münzen zusammengefügt. Dieser Schmnck besteht
aus Gürtelschnallen, Brustlätzen, Zopfgehängen, zahlreichen Haarnadeln nnd Diademen.
Nicht selten findet man darunter Erbstücke, die sehr alt und künstlerisch werthvoll sind.
Eigenthümlichen Veränderungen ist die Schürze unterworfen; in der Krajina ist
sie zierlich gewirkt, mit schönen Fransen garnirt und von normaler Größe; in der Posavina
werden zwei Schürzen getragen (vorne und rückwärts), in Bosnien ist sie einfach, in der
Hereegovina ein schmales langes Band, im Drinagebiet ein schmaler Streifen, der eher
einem Gürtel ähnlich sieht, im montenegrinischen Grenzgebiet ein verhältnißmäßig kleiner
Latz mit sehr langen dicken Schnurfransen. An diesem einen Stücke sieht man, wie variabel
das Franencostüm in den verschiedenen Gebieten ist.
Allgemein betrachtet, stellt sich das bosnische Costüm als ein Gemisch orientalischer
und slavischer Elemente dar. Erstere finden wir vorwaltend in den Städten, letztere auf
dem flachen Lande, in besonderer Reinheit in abgelegenen Gebirgsgegenden.
Betrachten wir einzelne der heutigen Costümsormen näher, so finden wir allerdings
Elemente, die in eine weite Vergangenheit zurückreichen und sich als Denkmäler einer längst
vergangenen Culturperiode offenbaren. Unter den Motiven der Goldapplicationen findet
sich die Palmette und das Wellenornament, welche sich hier aus dem Alterthum erhielten.
Der Brustpanzer der Männer, die Toke, findet ein Gegenstück in ähnlich gebildeten Brust-
panzern der Hallstattperiode, und die meisten Schmuckstücke aus Silber sind nur die
Früchte einer Jahrhunderte alten gewerblichen Tradition. Ferner war noch vor kurzem in
der Umgebung von Osatica, Bezirk Srebrenica, eine eigenthümliche Kopftracht üblich,
deren Urbild die alte phrygische Mütze ist. Dieses Trachtstück besteht ans einem aus
Leinenhalmen gebildeten Geflechte, das sich oben zuspitzt und nach vorne eine hornsörmige
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch