Seite - 334 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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Architektur des Gemaches in Einklang und vereint sich mit ihr zu einem anheimelnden
Ganzen.
Die Zimmerdecke, in der Regel aus Holz und mit Malereien und Schnitzereien
reich verziert, denkt sich der bosnische Architekt als eine Himmelsdecke und schmückt deshalb
das Feld derselben mit einem dichten, aus Stäben gebildeten Sternemnnster. Die Mitte
ziert eine große sechs- oder achteckige Rosette, das Ganze umfaßt eine entsprechend breite
Bordüre. Die Rosette, gewöhnlich ein mosaikartiges, aus Kehlleisten, gekerbten Steinen
und Metallblättern hergestelltes Ornament, erhält im Mittelpunkte einen stark vorspringenden
getriebenen und vergoldeten Metallknopf. Der Rand der Bordüren und der Rosette erhält
in der Regel als Abschluß ein durchbrochenes Zackenornament mit einer entsprechend
verzierten Schrägleiste.
Die ganze Wand der Eingangsseite des Zimmers nimmt ein bis zum Plafond
reichender Wandschrank, der Dolas, ein, welcher in der Regel mit vielem Schnitzwerk
verziert ist und dem ganzen, sonst einfachen Gemache ein reiches Gepräge gibt. Unter
diesem Dolas befindet sich in der Regel in der Mitte der Eingang, gleich daneben der
aus topsartigen, in Lehm gebetteten Kacheln gebildete Ofen und ferner an diesen anschließend
die Banjica, ein enger, unten mit einem Abfluß versehener Ranm, welcher zur Vornahme
der rituellen Waschungen dient. Die andere Wandhülste nehmen ein oder mehrere Verschlüge
mit Gefach ein, welche tagsüber zur Aufnahme der Matratzen und des sonstigen Bettzeuges
dienen (ckusekluk). Die Gliederung der Dolass am Eingange bilden Pfeiler, die dnrch
orientalische Spitzbögen, welche auf Stalaktiteneonfolen aufruhen, verbunden sind. Das
Bogendreieck füllt eine reichgeschnitzte Füllung.
Die Füllung der Thüren an der Banjica und an den Dnseklnks ist reich ornamentirt,
in der Regel ein Mosaik von gekerbten Brettchen und Kehlleisten mit Metallrosetten.
Neben den Füllungen befindet sich ein breiter, reich durchbrochener Fries, und an diesen
schließt ein an der Stirnkante mit einem Zackenmuster verziertes Etagebrett (i-aiu) an,
welches auch an den übrigen Wänden angebracht ist. Die Ornamentik, welche bei diesen
Dolass zur Anwendung gelangt, ist unstreitig orientalischen Ursprungs, bildete aber im
Laufe der Zeit einzelne, eigenthümliche Loealformen sowohl in der ganzen Anlage, als
anch im Detail, so daß hier eine Stilrichtnng zu Tage tritt, welche die reichen Formen
des Orients mit den Motiven der volkstümlichen Holzschnitzerei verschmilzt.
Die Wände sind einfach weiß getüncht, und nur in Prunkgemächern ist über der
Rasa ein breites Friesornament gemalt. An den Wänden befindet sich der eine, oft anch
mehrere Wandlängen einnehmende minder (Divan), ein mit Matratzen, Pölstern und
Überwürfen (makst) belegtes Holzgestell, dessen Stirnseiten in kleine Schränke (Zkradha)
ausgehen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch