Seite - 337 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22

337 Obwohl man der hoffnungsvollen Fran nichts versagen darf, so muß sie sich selbst nmsomehr versagen: sie darf auf keine Blutflecken treten, weil sonst das Kind fleckig wird; sie darf keine Fische essen, weil es sonst stumm wird, sie darf kein von Vögeln oder Schlangen angebissenes oder von Wölfen angefressenes Fleisch und auch kein Brod, das auf der Reise war, genießen, sie darf weder baden, noch sich Zähne reißen lassen n. s. w. und will sie nicht bald abermals in die Hoffnung kommen, so darf sie auch keine fremden Kinder küssen. Ist die Zeit der Entbindung herangekommen, so sieht sie dem schmerzlichen Momente gelassen entgegen. Griechische Autoren berichteten mit Bewunderung, daß illyrische Weiber A G G S A G G S Besuch bei einer mohammedanischen Wöchnerin. im Walde ohne fremde Hilfe Kinder gebären. Auch heute noch sind Fälle häufig, daß das Weib im Walde von Wehen überrascht wird und dann mit dem Kinde auf dem Arme und einer Last Holz auf dem Rücken nach Hause kommt. Bezeichnend ist es, daß das Volk die Geburtsanzeige mit den Worten: mi se ckiMe" (Ein Kind wurde mir gefunden) einleitet. Dieses Geheimhalten der Entbindung soll die Wehen erleichtern und dem Kinde förderlich sein. Auch im Hause werden mit der Wöchnerin wenig Umstände gemacht. Irgend eine Frau des Hauses verrichtet die Dienste der Hebamme (babiea) und besorgt, was dem Kinde im ersten Lebensmomente noth thut. Der Entbindung sieht die junge Mutter liegend entgegen, in schweren Fällen aber knieend oder gebückt. Bosnien und Hercegovina. 2S