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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 338 -
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338 Ganz abweichend von der weit verbreiteten Anschauung, daß die Gebärmutter ein selbständiges Lebewesen sei, glaubt der Bosnier, daß sie ein dreitheiliger Schrank sei. Im ersten Fach reifen die Frühgeburten, im zweiten die normal ansgetragenen, im dritten endlich die Spätgeburten. Die Nachgeburt (poZhecluk, pomewk, roclihu) wird sorgfältig vergraben oder in fließendes Wasser geworfen. Will man verhüten, daß die jnnge Mutter bald wieder schwanger wird, so wird der Mutterkuchen geviertheilt und in einen Strumpf gebunden. Die Schonung, die sich eine Wöchnerin gönnt, ist nicht gar groß. Häufig verläßt sie schon nach drei Tagen das Bett, nm ihrer gewöhnlichen Arbeit nachzugehen, und doch hört man selten von üblen Folgen dieses leichtsinnigen Vorganges. Das neugeborene Kind wird einer Reihe von Proceduren unterzogen, die unseren Anschauungen theilweise fremd sind. Die „Labicu" durchschneidet die Nabelschnur mit einem Messer und niemals mit der Scheere, da sonst die Wöchnerin nur noch Mädchen gebären könnte, was durchaus nicht wünschenswerth ist, denn nach dem Volksspruch ist es besser, einen todten Sohn zur Welt zu bringen, als eine lebende Tochter. Die Nabel- schnur wird mit einer rothen Seidenschnur abgebunden, sodann ein Stück Wachstaffet darüber gelegt und aus einem weichen Leinenwulst ein Ning darnm gelegt, das Ganze aber mit einem um den Körper geschlungenen Bande festgehalten. Das erste Bad, welches das Kind sofort nach der Geburt erhält, wird oft durch ein Glas Wein verstärkt. Die erste Toilette des Kindes besteht aus dem genannten Verbände, einem Hemdchen, Käppchen und den Einhüllnngen (povH), welche aus einer weichen Unterlage (poclmetak), den Windeln (pelenu) und dem Umschlagtuch (povo^j) besteht. Diese Stücke sind zumeist aus Wolle. Jedes Kind trägt durch 40 Tage eine feste Kopf- binde, damit es „gesünder" werde und eiueu „kleinen Mnnd" bekäme, was an das künst- liche Zusammenpressen des weichen Kinderschädels bei einzelnen UrVölkern erinnert. Diese Binde besteht aus eiuem Umschlage, welcher vom Scheitel unter das Kinn gezogen wird und, festgebunden, den Kopf flach drückt (pvclbraclak). Kinderjahre. — Nnn wird das Kind neben die Mutter gelegt und bleibt neben ihr mindestens drei Tage. Das Lager des Kindes wird ans eigenthümliche Weise bereitet: zwei Wollkrempeln (Freden!) werden derart auf den Boden gelegt, daß die Zähne der Krempeln einander zugekehrt, die Stiele aber nach oben gerichtet sind. Zwischen beide Krempeln und auf die Zähne wird der Kopfpolster des Kindes gelegt. Anf die beiden Stiele wird ein halbkreisförmig gewundener knospender Ast fest gebunden und daran die Decke gehängt. Erst nach Ablauf einiger Tage wird das Kind in die niedere, stets sorg- fältig überdeckte Wiege gelegt und zum erstenmale von einem Knaben gewiegt. Bis znr Taufe darf das Kiud nicht außer Haus gebracht werde».
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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