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Eines der häufigsten Behelfe beim Rechnen ist das Kerbholz (rubos, rovaS),
dessen sich das Landvolk noch heute bedient. Es ist ein vierkantig zugeschnitzter Stab, in
welchen mittels eines Messers die Zahlzeichen eingeschnitten werden. Diese bestehen aus
Punkten, aus geraden und schrägen Strichen und aus Kreuzen, die Striche nnd Kreuze
aus einfachen Einschnitten oder aus breiteren Einkerbungen, in welchem Falle dann der
Werth des Zahlzeichens sich verdoppelt.
Die verwendeten Zahlzeichen sind folgende:
- 1 I. - 6 >. - 1 1 / - 50
. . - - -2 j. . - - - 7 11 - - 16 / --- 100
. . . - - - 3 j 8 I I - - 2 0 x - 500
- - 4 ! - 9 III - - 3 0
> - - 5 I - 1 0 I U I - 4 0
Wie daraus zu ersehen ist, liegt diesem Ziffersystem dasselbe Princip zu Grunde
wie dem römischen.
Auf dem Kerbholze werden alle größeren Rechnungen erledigt, es dient dem Haus-
herrn zum Notiren seiner Einkünfte, dem Händler bei der Buchführung, und wenn die
Hirten im Sommer mit der Herde auf längere Zeit auf die Alm ziehen, machen sie sich
zu ihrer Orientirung am Kerbholze einen Kalender, wo die geraden Striche die Werktage,
die schrägen aber die Feiertage bedeuten. Jeden Tag wird dann der entsprechende
Einschnitt vom Kerbholz abgeschnitten.
Liebe und Freundschaft. — Mit 14 Jahren gilt der Knabe bereits als erwachsener
Bursche, dem es zwar noch nicht gestattet ist, in der Wirthschaft mitzureden, der aber umso
fleißiger mitarbeiten darf. In dieses Lebensalter fällt der Zeitpunkt, wo sich das menschliche
Herz neuen Gefühlen erschließt, wo es sich nach einer gleichgesinnten Seele sehnt, und Freund-
schaft und Liebe sind auch hier die Herzensäußerungen, welche das Jugendalter verklären.
Die Freundschaft wird nach der Volksanschauung noch höher geschätzt als die Liebe,
die schließlich als etwas Selbstverständliches aufgefaßt wird. Freundschaft in ihrer höchsten
Ausbildung gestaltet sich zu einem besonderen Verhältnisse, das sonst fernstehende Personen
aneinander knüpft, dessen Bande ebenso heilig sind, wie die der Blutsverwandtschaft
und vielleicht noch fester als die der Ehe gehalten werden. Dieses Verhältniß ist das
Pobratimstvo — die Wahlbruderschaft .
Das Pobratimstvo kommt bei allen Südslaven vor, es wird überall heilig gehalten
und spielte im geselligen Leben einst eine hervorragende Rolle, da ein Wahlbruder für den
anderen einstehen mußte wie für den eigenen.
Was wir von der Wahlbruderschaft aus Bosnien berichten können, bezieht sich
auf einzelne Localsormen, die anderswo nicht bekannt sind. Vor Allem wird hier die
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch