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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 358 -
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358 nach. Jetzt erst begeben sich die Gäste zum Hause, treten freundlich begrüßt ein und werden mit Kaffee bewirthet. Die Fahne flattert indessen von einer erhabenen Stelle und wird vom Fahnenträger eifersüchtig beobachtet, da es eine Schande wäre, wenn sie abhanden käme. Tag und Abend wird in frohem Gelage zugebracht, wobei sich die Braut den Gästen nicht zeigen darf. Morgens früh beginnt das Gelage abermals, und nach dem dritten Trinkspruch gehen der Knm nnd die beiden Djevers in das nächste Zimmer, um der Braut den Ring anznstecken (prstenovati) . Die Brüder führen die Braut herzu, und eine Verwandte trägt auf einer Tasse eine Schale klaren Wassers, bedeckt mit einem Tuch, woraus der bereits bei der Werbung übersendete Brautring liegt. Der Djever wirft den Ring ins Wasser, faltet die Hände der Braut und macht damit dreimal das Zeichen des Kreuzes über dem Wasser. Während die Braut die Hände noch immer gefaltet hält, nimmt der Bräutigam deu Ring aus dem Wasser und wiederholt damit das Kreuzzeichen über den Händen der Braut. Er versucht sodann den zum Ring passenden Finger zu finden, bis er jenen nach einigem Scherzen auf den rechten Zeigefinger steckt. Hierauf dreht er das Mädchen dreimal von Osten nach Westen und hebt es jedesmal, wenn es ihm den Rücken zukehrt, jauchzend in die Höhe. Sodann verhüllt er sie mit dem Brautschleier und über- schüttet sie niit Zuckerwerk und Münzen, die er in einem Papierpacket mitbrachte. Dasselbe thut auch der andere Djever und der Knin. Die anwesenden Frauen verhüllen hierauf das Antlitz der Braut mit dem Schleier nnd die Männer kehren, nachdem ihnen die Brant ehrerbietig die Hand geküßt hat, zu den Hochzeitsgästen zurück, welche sich um die gedeckte Sinija (Tisch mit sehr niederen Füßen) zum Schmanse gelagert haben. Der Caus bringt nun die voraus bedungenen Spenden hervor. Sollte daran etwas fehlen, so muß es der 3tari svat des Bräutigams mit Geld ausgleichen. Hierauf folgt der wichtige Moment des Brantkanfes, indem der Ltaii svat mit dem Brautvater zu handeln beginnt, um von der schon vorher bedungenen Kanfsuimne etwas abzuhandeln. Dies gelingt ihm zwar nicht, aber der Brautvater zeigt sich großmüthig, indem er ein Drittel des erhaltenen Betrages „zur Bestreitung der Reiseauslagen der Hochzeiter" dem Stari svat zurückgibt. Die Sitte des Brautkaufes war im ganzen Lande allgemein und hat sich theils factisch, theils symbolisch noch erhalten. Sie besteht heute noch in der südlichen Hercegovina unter Mohammedanern und Christen, sowie bei den braunen Zigennern, wo sie das wichtigste Moment der Trauungsceremonie bildet. Unter den Mohammedanern des Rama- thales wird sie, wenn auch ohne vorheriges Handeln, geübt, indem der Bräutigam dem Brautvater eine Summe Geldes einhändigt. Dieser Brautkauf wird als die Ursache angeführt, weßhalb sich dort die Mohammedanerinnen nicht verschleiern, denn sie seien nicht
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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