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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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360 Frauen, sondern bezahlte Sklavinnen, für die kein Gebot des Verschleierns bestehe. Die Kaufsumme wird nicht etwa der Braut zur Aussteuer gegeben, sondern bleibt Eigenthum des Brautvaters. Nachdem das Kaufgeschäft abgeschlossen, wird die Braut feierlich den Hochzeitern (Svawvi) übergeben, sie küßt ihnen der Reihe nach die Hand und verabschiedet sich von ihren Angehörigen, während sie von Vater und Mutter den Segen empfängt. Die Djevers und der Caus besorgen indessen das Verladen der in zwei Truhen untergebrachten Braut-Aussteuer, welche aus Kleidungsstücken und Bettzeug besteht; die Braut wird aufs Pferd gehoben, und der Zug setzt sich in Bewegung. Während der Zug beim Herankommen stets einen solchen Weg wählt, daß er von Osten nach Westen zum Brauthause kommt, nimmt er beim Aufbruch die Richtung gegen Osten, um erst nach einer Weile die Richtung nach der neuen Heimat der Braut einzuschlagen. Der Brautzug wird uiemals Nachmittags, sondern stets Vormittags, so lange die Sonne steigt und der Tag zunimmt, aufbrechen, was von Bedeutung für das künftige Glück der Braut sein soll. An derselben Stelle wie Tags vorher, wird unterwegs Rast gehalten und ein Imbiß eingenommen, dann geht es wieder in froher Lustigkeit unter Scherz, Necken und Gewehrgeknatter weiter. Beim Hause des Bräutigams angelangt, steigt die Braut vom Pferde; einer der Männer springt in den Sattel und reitet dreimal in der Richtung von Ost nach West um das Haus. Demüthig nähert sich indessen die Braut der Schwelle ihres neuen Heims, sinkt davor nieder und küßt sie. Au der Schwelle erwarten sie die Frauen des Hauses mit einer Schale Kornfrucht. Die Braut nimmt davon eine Handvoll und streut sie auf das Dach und nach den vier Richtungen der Windrose. Sodann betritt sie das Haus, kniet abermals nieder und küßt den Herd als das Symbol des Familienlebens. In einigen Gegenden ist es Sitte, daß sie vor diesem Kusse den Herd dreimal umkreist und die Glut darauf anfacht. Tags daranf nimmt der geladene Priester die kirchlichen Ceremonien vor, traut das Brautpaar nach den Satzungen der Kirche, und es folgt ein fröhliches Zechgelage, dessen stumme Zeugin die bescheiden in der Ecke stehende Braut ist. Bei der nun folgenden Reihe von Trinksprüchen ist es ihre Pflicht, Jedem, dem zugetrunken wird, die Hand zu küssen. Nach aufgehobener Mahlzeit steht die Braut mit Waschbecken (le^en) und Idrik (Krug) bereit, um den Gästen Wasser auf die Hände zu gießen, welche ihr für diesen Dienst ein Geldstück, die ?ol.jevaeina, in das Becken werfen. Beim Abschiede der Gäste gibt schließlich die Braut mit einem Djever jedem Einzelnen das Geleite, wobei wieder Geschenke aus- getauscht werden. Was ein Honigmonat sei, ist der bosnischen Braut unbekannt, denn für sie beginnt nach der Hochzeit ein schweres Probejahr. Ein Jahr hindurch muß sie die Bescheidenheit,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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