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äußerst schwer annähernd) wiedergeben läßt. Die zweite Art läßt sich wohl darstellen,
gründet sich aber nicht auf das diatonische, sondern auf das chromatische System.
Die erste Art läßt sich nur beschreiben. Der Umfang der Töne ist gering; sie
bewegen sich in dem Ranme der großen Terz. Die Intervalle schwanken jedoch zwischen
V» und «/» Ton. Das Tempo ist sehr schleppend, die musikalische Metrik fehlt fast
gänzlich, fast auf jede Silbe fällt ein Triller. Die Art und Weise, wie der Gesang sowohl
von Männern als auch von Frauen mit starkem, kräftigem Brusttone hervorgebracht
wird, übt den Eindruck, als ob sie Weinen und Schluchzen in Töne übertragen wollten.
Daß man diese Weisen als Gesang betrachten muß, bezeugt einerseits die abweichende
Art, mit der sich die Töne schwer, kräftig und künstlich hervorringen, andererseits,
daß es das Volk selbst „Singen" sp^jevanje) nennt. Allerdings ist es eine besondere Art
des Gesanges, dessen technische Seite das dalmatinische Volk mit dem Ausdruck
,Arc»kc»tunje-, das montenegrinische mit bezeichnet. Die Schwierigkeit
des Vortrages bewirkt, daß jene, welche das Trillern besser treffen, stolz darauf sind
und als bessere Sänger gelten. Die zweite Art, welche der strengen und scharfen Metrik
gerecht wird, weist schon einen Fortschritt auf, wiewohl auch hier der Umfang der Töne
ein geringer ist. Das angeführte Beispiel wird jede Beschreibung überflüssig machen.
'I-rnovo, Lalinovik.
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W
III
Fch'e - no,
l?Heno, 6u§0, 8ino6 Kessins,
onche sadha osta,
sadha inoja i makraina.
6a. tratzjmo,
ako LoA 6a, ts Hadems),
tebi, vAleäalo,
mein sablja i inakrama,
se 60 jeseni,
0 jeseni k nieni
lla xa^eäno veLeramo. 6u N0Ü Kje8 IN0.
Wo wir, Liebchen, nächtlich weilten,
Dorten ließ mein Schwert ich liegen,
Dort vergaß ich auch mein Sacktuch.
Komm' mein Liebchen, laß uns suchen,
Will es Gott, daß wir es finden.
Gehört, mein Liebchen, dir der Spiegel,
Mir das Schwert und auch das Sacktuch.
Dann beschau dich bis zum Herbste,
Und im Herbste komme zu mir.
Zu mir komme dann zum Nachtmahl.
Wer Gesänge dieser beiden Arten nicht gehört hat, der kann sich von der
unvergänglichen Tradition keine Vorstellung machen, nach welcher man sie auf allen
Gefilden dieser vier genannten Länder vorträgt, der begreift nicht, mit welchen! Feuer und
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch