Seite - 379 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22

379 Wenden wir uns nun den Melodien zu, die sich auf das System der Tonleiter gründen. Diese Classe ist in den Städten ausschließlich, in den Dörfern seltener daheim. Die Gesänge auf dem Lande, welche in diese Kategorie fallen, zeichnen sich gegenüber denen in den Städten durch eine alterthümliche Einfachheit aus, während jene theilweise ganz den Charakter der Neuzeit an sich tragen. Wenngleich sich dieses Material schon leicht durch unser Notensystem widergeben läßt, ist es dennoch interessant. Wie bekannt, weist unsere Musik mit Ausnahme einzelner besonderer Fälle, in welchen die Componisten zur Erreichung eines besonderen Effectes die altgriechischen Tonleitern n. a. verwerthen, zwei Arten von Ton- leitern auf: Our und >lo1I. Die bosnifch-hereegovinischen Melodien sind in dieser Hinsicht bedeutend reicher. Der Schreiber dieser Zeilen hat im Jahre 1893 beinahe 1200 Melodien notirt und kam nach einer eingehenden Analyse derselben zu dem interessanten Resultate, daß sie im ganzen eils verschiedene Tonleitern ausweisen. Es sind dies folgende Scalen: Unsere beiden: I. Our und 2. Noll. Von dcn altgriechischen gebraucht man—außer der lydischeu, welche mit unserer vui-Tonleiter übereinstimmt — folgende: 3. die phrygische: 4. die dorische: 5. die hypophrygische: 6. die hypodorische: 7. die mixolydische: O W 6^ O Interessant ist, daß alle altgriechischen Scalen mit Ausnahme der hypolydischen f, A, a, ti, e, 6, e vertreten sind. Eine weitere Tonleiter ist unsere Kloll-Tonleiter mit einem Abschlüsse auf der fünften Stufe, weshalb ich mir erlaubte, sie 8. Uc»Il-Dominante s zu nennen. Es folgt eine Tonleiter, deren Material sich durch verschieden combinirte Tetrachorde unserer Dur- und Kloll-Tonleiter auszeichnet. Wenn wir diese Tonleitern in zwei Hälften theilen (wovon jede ein Tetrachord sein wird): I. II. I. II. Dur O bloll O