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der Gusle nur drei Töne und singt gewöhnlich mit ihr unisono. Es gibt im Allgemeinen
nnr die drei Ausnahmen: 1. Er beginnt mit einem höheren Tone und senkt die Stimme
FlisLÄnäo zur Erzielung des unisono mit der Gusle. Dies ist, streng genommen, das
einzige, nicht musikalische Element in der Produktion. 2. Im Verlaufe des Gesanges fällt
seine Stimme unter den Ton der Gusle um die große Secunde. 3. Schließt er ausnahm-
los mit dieser Secunde, die er sehr gedehnt singt, während er früher noch in raschen
Tönen ein Zwischenspiel beginnt, das mit dem Vorspiel übereinstimmt, etwa ans folgende
Weise:
^
-» - - - - -
— . . 1
— 5 ? - etc.
Die Melodien ändern sich fortwährend, allerdings in den Grenzen dieser wenigen
Intervalle. Die Gusle ist in den Bauernhäusern verbreitet, und besonders darf keine Schänke
ohne sie sein. Ihr Zweck ist die Begleitung epischer Gesänge, die bisher die hauptsächlichste
geistige Nahrung des Volkes bildeten.
Nach der Gusle am verbreitetsten sind die verschiedenen Arten der Tambnrica, die,
wenn sie groß ist, „Sargije", wenn sie klein ist „Bugarije" genannt wird. Die Gusle
repräsentirt das autochthone Slaveuthum, die Tamburica den übernommenen Moham-
medanismus. Daher wird sie besonders in den Städten gepflegt, wiewohl sie unter der
Bevölkerung aller Consessionen beliebt ist. Es ist eigentlich eine Laute mit kleiuem Rnmps
(Körper) nnd langem Halse. Die vier Metallsaiten sind folgendermaßen aufgezogen:
Der Musikant hält sie wie eine Guitarre, aber anstatt mit den Fingern versetzt er
die Saiten mittelst eines kleinen hölzernen Plättchens oder eines Kieles in Schwingung.
Der städtischen Bevölkerung dient sie als Musikinstrument beim Tanze. Meistens werden
Gesänge damit begleitet. Die Begleitung ist unseren Begriffen von der Harmonielehre
meist entgegen, und mir scheint, daß die Zuhörer deu Hauptgenuß an dem metallenen
Klange dieser klirrenden Musik haben. Quinten und Quarten sind die vorherrschenden
Intervalle, nnd würden auch uns Abendländern einen angenehmen Genuß bereiten, wenn
die häufig hervortretenden Secunden dies nicht hindern würden. Ein kleines Beispiel
möge einen Begriff von einer solchen Produetiou geben.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch