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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 393 -
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393 Schriftthnm nenznbeleben, direct auf diese glänzende Epoche zurückgriff. Aber schon damals verwies der hochbegabte Dichter und Kritiker Stanko Vraz, dessen Scharfblick es nicht entgangen war, daß in der dalmatinischen Literatur nur die Sprache slavisch war, während sich Inhalt und Tendenz fremden Mustern anschmiegten, ans die ungetrübte Quelle der Volkspoesie. Sein Verdienst ist es, daß sich der geistige Regenerationsproeeß Kroatiens vom Anbeginn auf volkstümlicher Grundlage vollzog, indem die kroatische Literatur die Steine für ihren Wiederaufbau dem von Vnk Karadzic gehobenen bosnisch-hercegovinischen Liederschatze entlehnte. So erhielt die serbo-kroatische Literatur aus Bosnien nnd der Hereegovina ein gemeinsames Gepräge. Daß aber auch eine bosnische Literatur bestand und besteht, soll hier des Näheren ausgeführt werden. Mit Rücksicht auf den uns zugemessenen beschränkten Ranm gliedern wir den Stoff in drei Perioden und fassen nur die bedeutsamsten Erscheinungen schärfer ins Auge. Die älteste Periode. — Wer gewohnt ist, sich mit den geistigen Producten jener großen Völker zu befassen, welche seit dem ersten Aufdämmern ihrer Geschichte auf eigenen Füßen standen und das Glück hatten, sich im freien Anfschwnnge zu entwickeln, wird sich von den literarischen Leistungen Bosniens während seiner nationalen Dynastien und unter der türkischen Herrschaft vielleicht enttäuscht abwenden. Wer aber berücksichtigt, mit welchen Schwierigkeiten die eivilisatorischen Bestrebungen einzelner erleuchteter Männer in diesen durch religiöse Zwistigkeiten und ewige Kriege zersetzten Ländern zu kämpfen hatten, wird auch diese geringen Leistungen gerecht zu würdigen verstehen. Wie in allen primitiven Gesellschaften fiel auch hier die geistige Führung des Volkes der Priesterschaft zu. Der katholische Franciseaner zerbrach sich in bescheidener Zelle den Kopf, um für seine Gläubigen ab und zu ein Büchlein zu schreiben, dessen Mannseript erst nach Italien wandern mußte, um ans den dortigen Druckereien wegen Unkenntniß der bosnischen Sprache gräulich entstellt zurückzukehren, aber gleichwohl von der Masse viel gieriger verschlungen zu werden, als von uns sogar die Werke der größten Genies und Gelehrten gelesen werden. Gleichzeitig war der orthodoxe Mönch unermüdlich im Abschreiben von Kirchenschriften zu Zwecken des Gottesdienstes. Nnr das mohammedanische Element, welches alle seine Ideale im Orient, in erster Linie aber in Constantinopel verkörpert sah, hielt sich von diesen culturelleu Bestrebungen fern, oder schrieb, wenn es zur Feder griff, iu der ihm fremden, aber ans religiösen Rücksichten heiligen türkischen Sprache. Der Beginn einer Culturgeschichte der slavischen Völker fällt mit dem Auftreten ihrer Apostel Cyrill und Method, also mit dem Jahre 863 zusammen, in welchem sie über Ansuchen des Fürsten Rastislav der byzantinische Kaiser Michael III. als Verkünder der christlichen Lehre nach Mähren entsandte. Da die Slaven sich bis dahin lediglich einer Art von Runenschrift bedient hatten, erfand der heilige Cyrill für sie eine eigene Schrift, in
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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