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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 396 -
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396 entscheidend beeinflußte. Die älteste schriftliche Urkunde des noch freien Bosnien reicht ins XII. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1189 bewilligte nämlich Kulin Ban der Republik Ragusa freien Handel in seinen Gebieten. Die Sprache und Orthographie dieser Urkunde ist so rein und correct, daß man mit ziemlicher Gewißheit annehmen kann, daß in Bosnien schon vor Kulin Ban die unverfälschte Volkssprache allgemein üblich war; ja man kann behaupten, daß gerade hier sich die Volkssprache das ihr naturgemäß zukommende Vorrecht vor der Kirchensprache erobert hat, welch letztere, obschon ein slavischer Dialekt, der Menge nicht mehr vollkommen verständlich war. Aus zahlreichen Urkunden geht ferner hervor, daß die bosnischen Herrscher schon damals ständige Logotheten in der Bedeutung der heutigen Reichskanzler hielten, und daß die Großen des Landes schon ausnahmslos schreiben und lesen konnten, was in anderen civilisirten Staaten sogar in einer viel späteren Epoche nicht immer der Fall war. Im XI. Jahrhundert tritt in Bosnien die Secte der Bognmilen oder Patarenen auf. Noch ist der Einfluß dieser Secte auf das staatliche und private Leben Bosniens nicht genügend aufgehellt; doch unterliegt es keinem Zweifel, daß sie zahlreiche Bürgerkriege verursachte nnd den benachbarten Staaten, besonders Ungarn, den Anlass zur Einmischung in die bosnischen Angelegenheiten gab, indem die Päpste alles aufboten, um diese ketzerische Secte auszurotten. Die Bognmilen ihrerseits gingen in ihrem Hasse gegen Rom so weit, daß sie schließlich sogar die Türken zu Hilfe riefen, nnd als diese wirklich erschienen, geschah es durch ihren Beistand, daß das schon durch die Natur vortrefflich geschützte Bosnien so unrühmlich, fast ohne Schwertstreich, unter die osmanische Bot- mäßigkeit gerieth. Da jedoch ihre Kirche auf rein nationaler Basis aufgerichtet war und sie sich ausschließlich der Volkssprache bedienten, trugen sie sehr viel zur kulturellen und literarischen Entwicklung des Landes bei. Die Bognmilen entfalteten in Bosnien eine sehr rege literarische Thätigkeit, nm für ihre Sache Proselyten zu werben. Ihre Weltauffassung klingt in der That noch in zahllosen Sagen, Liedern, Sprüchen nnd Gewohnheiten des Volkes bis in die Gegenwart nach. Ihre apokryphen Schriften aber gingen mit dem Einbruch der Osmaneu meist zu Grunde, und vermuthlich haben die Patarenen selbst, welche ausnahmslos zum Islam übertraten, zahlreiche ihrer alten Bücher den Flammen übergeben. Nur ein geschriebenes Denkmal aus dieser Epoche blieb uns erhalten, welches der Patarene Hval für den Großwojwoden von Bosnien und den Herzog von Spalato Hrvoje im Jahre 1404 verfaßt hat. Dieses für den Sprachforscher ungemein werthvolle, mit zahlreichen Bildern geschmückte Manuskript umfaßt so ziemlich alle von der Secte anerkannten Theile der heiligen Schrift des alten und neuen Testamentes. Von derselben Hand blieb uns überdies noch ein Evangelium erhalten. Beide Handschriften hat der berühmte Sprachforscher
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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