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hatte. Bei seinen aufreibenden Berufspflichten konnte er keine rege schriftstellerische
Thätigkeit entwickeln, doch stehen sowohl seine, dem traurigen Schicksal seiner Heimat
geweihten Elegien, als seine in lateinischer Sprache verfaßten Philologischen Ab-
handlungen auf der Höhe seiner seltenen Bildung. Er war unbedingt einer der größten
Söhne Bosniens.
Eine weit fruchtbarere und vielseitigere Thätigkeit entfaltete sein jüngerer Zeit-
genosse und Freund Franjo Juki?. Im Jahre 1818 in Banjaluka als Sohn eines Gold-
schmiedes geboren, ließ er sich als Franciscaner einkleiden und lag den höheren Studien
in Agram ob, wo er sich sofort Ljndevit Gaj anschloß. Im Jahre 1850 ließ ihn Omer
Pascha Latas verhaften und gefesselt zuerst nach Salonichi, danu nach Constantinopel
bringen, wo er unsäglichen Qualen unterworfen wurde. Er fand schließlich eine Zufluchts-
stätte beim Bischof Stroßmayer; doch starb er schon 1857 in Wien, wo er ärztliche Hilfe
gesucht hatte. Trotz seines kurzen Lebenslaufes und des widrigen Schicksales, welches ihn
verfolgte, verfaßte Jukic eine Menge Bücher, welche noch immer gerne gelesen werden.
Sein verdienstvollstes Werk ist seine 1850 in Agram erschienene „Geographie und
Geschichte Bosniens" i pov^estnica Lvsne). Er begründete ferner die
periodische Zeitschrift ,öc>sanski priMeh*, wovon jedoch wegen seiner Verbannung nnr
zwei Hefte erschienen.
Der treueste Freund und eifrigste Förderer der civilisatorischen Bestrebungen des
Fra Jukic war sein jüngerer Zeitgenosse und Landsmann Fra Grgo Mart ic , zugleich
der größte Dichter, den Bosnien bisher hervorgebracht hat.
Fra Grgo Mart iö wurde am 5. Februar 1822 in Posusje, einem Orte des Bezirkes
Ljubuski in der Hercegovina, geboren, wo sich die bosnische Volkssprache bekannter-
maßen am reinsten erhalten hat. Der hochbegabte Knabe fand im Jahre 1834 Aufnahme
in das altehrwürdige bosnische Kloster Kresevo, wo er fünf Gymnasialclassen mit Aus-
zeichnung absolvirte und das Ordensgelübde ablegte. Dann besuchte er die sechste Classe
in Pozega, hörte in Agram vom Jahre 1839 bis 1840 Philosophie und beendete im
Jahre 1844 in Stuhlweißenburg die theologischen Studien.
In diese Epoche fallen seine ersten literarischen Versuche, welche durch die illyrische
Bewegung veranlaßt wurden. Als Martic im Jahre 1845 in seine Heimat zurückkehrte,
begann er im Verein mit Jukic und Marian Sunjic Volkslieder zu sammeln. Mit der
Sichtung des so gewonnenen Materials wurde Jukic betraut, doch erschien ein Theil der
Sammlung erst nach seinem Tode 1858 in Esseg unter dem Titel ,^arc>cllie x^esme
bosanske i kercsAovaeke- (Bosuisch-Hercegovinische Volkslieder). Für diese werthvolle
Sammlung verfaßte Martic unter dem Pseudonym „I^udomir" das Vorwort und eine
ergreifende Elegie auf Jukiö' Tod. Im II. Band der Agramer periodischen Zeitschrift
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch