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Ornamentenschmuck im Rahmen des stalactiteugewölbten Mihrab, schöne Stalactitenconsolen
als Anfänger der Pendentifs der Hauptkuppel, geschmackvolle Ausbildung des zinnen-
bekrönten, mit Ecksänlchen verzierten Rahmens der Eingangsnischen und der Übergangs-
flächen beim Minarete. Sehr sorgfältige Gestaltung zeigt der Mimber (Kanzel); zu diesem
leitet ein auf einer Platte ruhendes Steinportal in Kielbogenform mit reich ornamentirter
zinnenbekrönter und mit Koransprüchen geschmückter Umrahmung über 13 Stufen hin.
Unter dem Mimberpodeste befindet sich eine verzierte Öffnung von gedrückter Kielbogenform,
während die Stiegenwangen durch ebenso gestaltete Nischen nnd durch Flachornamente
in den Zwickeln belebt sind. Dieser Mimber im Vereine mit den Resten des farbigen
Schmuckes des Jnnenranmes und der Arcadeu, welcher ein feines Kunstverständniß verräth
und besonders in den Flächenfüllungen der Wand gegen die Arcade arabische Formen mit
persischen Anklängen erkennen läßt, scheint die behauptete Beschäftigung orientalischer
Meister an diesem Bauwerke zu bestätigen.
Auch die bei Foca am linken Drina-User gelegene Moschee in Ustikolina, angeblich
im Jahre 1461 (856 nach dem Hidzret) vom Commandanten Tnrhani Emin, somit in
den ersten Jahren der Eroberung des südlichen Bosniens durch die Türken erbaut, gehört
zu den besseren Bauwerken und zeichnet sich besonders dnrch ein zierliches schlankes
Minaret aus, dessen Galleriegesimse aus fem gearbeiteten Stalaktiten besteht. Ein ganz
ähnliches Minaret besitzt auch die Karagjöz-Moscheein Moftar, bei welcher ausuahms-
weise der Tambour nicht achtseitig, sondern kreisrund ist. Der Gesammteindrnck dieser von
Karagjöz (Schwarzauge) beg Hadzi Mehmed im Jahre 1569 (977 nach dem Hidzret)
erbauten Moschee wird durch ein, auf zierliche Holzsäulen gestelltes Pultdach über der
kuppelgedeckten Arcade nicht unwesentlich beeinträchtigt.
Ein interessantes Bauwerk ist die kleine Defterdar-Dzamija in Banjalnka
wegen ihrer zweiten Vorhalle, der zinnenbekrönten Eingangspforte, des separaten
Muezzinstandes und wegen der Reste guter arabischer Polychromie.
Fast ebenso zahlreich als die Moscheen und zumeist in nächster Nähe von solchen
gelegen sind die Gebäude für mohammedanische Schulen. Baulich bieten die Mektebs
(niedere Religionsschulen) kein besonderes Interesse. Allein schon den Ruzdijas (höhere
Elementarschulen) wurde eine bessere architektonische Ausstattung zu Theil. Hölzerne
Bogenanfänger bei Gängen und Stiegen in Form von Stalactitenconsolen, gedrehte
Balluster, schön geformte Rund- und Kielbogen, reich eingelegte Holzplafonds mit
geschnitzten Mittelrosetten, zierlich vertäfelte und mit getriebenen Bronzenägeln geschmückte
Thüren und Dolafs (Kästen), geschnitzte Wandbretter, Minderabschlüsse, Muscharabijen
(Fenstergitter) aus kubischen Stäben mit abgeschrägten Kanten und kugelförmigen
Kreuzungstheilen, dann stilgerechte polychrome Ornamentirnng der Wandflächen, besonders
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch