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der Bogennischen über den Fenstern haben die Ruzdija in Sa ra jevo ausgezeichnet und
sie in Übereinstimmung mit den besseren mohammedanischen Wohnhäusern gebracht. Den
Medressen (Couviete als Seminare für höhere islamitische Studien) wurde stets ein
monumentaler Charakter gegeben.
Ein gutes Beispiel dieser Schulgattung bildet die gleichzeitig mit der obgenannten
Moschee von Ghazi Hnsresbeg in Sarajevo erbaute Kursumli-Medrefse. Die Slirnsrout
dieser nahezu quadratischen und nur durch den auf der Nordseite um einige Meter vor-
springenden einzigen Lehrsaal (ckerskana) unterbrochenen Medresse wurde gegen die durch-
brochene Umfassungsmauer als Bauflucht tief zurückgesetzt und der Zwischenraum als
Garten mit Rebenpergola behandelt. Durch das Portal betritt mau das kuppelgedeckte
Vestibüle und den nahezu quadratischen zweiachsigen Arcadeuhos mit einfachem Brunnen.
Sämmtliche Räume ordnen sich um den Arcadeuhof, von welchem sie ausschließlich
zugänglich sind, und besitzen Kuppeln, von welchen jene der ckerskana, gegenüber den
Kuppeln über den zwölf Wohnzimmern, besonders hervorgehoben erscheint. Die drei Meter
im Quadrate messenden Wohnzimmer haben die bedeutende Scheitelhöhe von 5'/- Meter
erhalten, und so entstanden wegen der direet auf dem Kuppelgewölbe ruhenden Bleideckung
schwer heizbare Räume, weshalb ohne Rücksicht auf die Schönheit in 2 3 Meter Höhe
nachträglich eine hölzerne Zwischendecke eingeschoben wnrde. Augenscheinlich ist diese
Medresse die Nachahmung eines größeren orientalischen Banwerkes, bei dessen Wiederholung
den hiesigen klimatischen Verhältnissen in nicht ausreichendem Maße Rechnung getragen
wnrde. Die übrige Ausführung: Schichtenmauerwerk aus Stein und dünnen Ziegeln mit
breitem Mörtelband, vertiefte Spitzbogenfelder über den steinnmrahmten Fenstern, prisma-
tische Kamine mit hohen Steinpyramiden, die nach Meridianen kräftig gefalzte Bleideckung
befriedigen in hohem Maße. Die Einrichtung der Wohnzimmer ist einfach; Dolaf (Kasten),
bosnischer Ofen mit Warmwassergefäß, eine kastenartig ausgebildete kaniea (Bad) für
rituelle Waschungen mit Bodenstein, Minder (langer, an der Wand hinlaufender Divan)
als Schlafstelle, Teppich und Wandbrett, alles nach orientalischen Motiven ausgeführt,
bilden das Mobiliar dieser kleinen, aber doch für je 2 bis 3 Schüler bestimmten Räume.
Die östlich von der Kursumli-Medrefse gelegene, nur zur Hälfte ausgebaute
Hauikah-Medrefse, ein Langbau mit vorgelegtem Arcadengang ist eigentlich eine
Tekija (Kloster), welche nebst der Wohnung für den Scheih nur mit einer gemein-
samen Tonne und Satteldach überdeckte Wohnzimmer enthält und, unter theilweiser
Benützung von Motiven der Kursumli-Medresse, später als diese zur Ausführung gelangt
sein dürfte. Ein originelleres, wenn auch architektonisch gleichfalls unbedeutendes Beispiel
eines türkischen Bettelmönchklosters ist die im Jahre 1637 (1048 n. H.) von Hadzi
S inanaga an der Nordperipherie Sarajevos erbaute S in an Tekija. Gegen außen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch