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ist sie durch Steinmauern streng abgeschlossen, im Innern dem Verfalle nahe, der kleine
Hof durch Holzveranden und Grabstätten hervorragender Scheihs in ein mystisches
Dunkel gehüllt, dessen Eindruck noch durch die zahlreichen Inschriften vorwiegend in
Kuffischrist (älteste arabische Schriftgattung) verstärkt wird. Dieses Gebäude enthält
außer der Scheihwohnnng nur noch Zimmer für Musafire (reisende Derwische) und
ein größeres, durch verschiedene Embleme der fanatischen Secte der tanzenden Derwische
geziertes Betzimmer mit einem Chor für mohammedanische Frauen und einem zweiten
für männliche Zuschauer. Die Decke dieses Betzimmers ist geziert mit dem Sule jman-
mnhur, einem schönen geometrischen Rosettenornament. Auf dem diese Tekija umgebenden
Friedhofe befand sich bis vor einigen Jahren das schöne Kuppelgrab (Turbe) des Erbauers,
welches leider (1891) einstürzte. Als eine in neuester Zeit (1830 von Rizvanbegovi^)
erbaute Tekija ist noch die wegen ihrer schönen landschaftlichen Umgebung allbekannte, am
Bnna-Ursprunge nächst Blagaj gelegene zu nennen.
Den Profanbauten haben die Mohammedaner in den seltensten Fällen monumentalen
Charakter gegeben. Eine Ausnahme machen in der Regel die Bäder, von welchen in
Sarajevo noch das von Ghazi Hnsrefbeg erbaute in seiner ursprünglichen Form besteht.
In zwei symmetrische Theile mit getrennten Zugängen für Männer und für Frauen
gegliedert, enthält es in jeder Abtheilung einen Eintrittsraum mit Brunnen, Kafana,
Ruhebetten, An- und Auskleidekabinen, an welchen sich ein weiterer, bereits erwärmter
Theil mit Ruhebetten, ferner vier Baderäume mit stets zunehmender Temperatur und ein
rituelles Bad für die fephardifchen Juden (Spaniolen) anschließen. Alle Räume sind mit
Knppeln oder Tonnen eingewölbt und mit Steinplatten gepflastert, unter welchen sich die
Heizeauäle, die aus Tuffstein schliefbar erbaut sind, befinden. Über der Heizstelle ist in
feuerfestes Material ein Kupferkessel mit stetem Wasserlauf eingemauert, von welchem die
Warmwasserleitungen in die Baderäume abzweigen, die nebst den Kaltwasserleitungen
über Steinmuscheln enden. Die Dampferzeugung geschieht durch Wasseraufguß auf den
heißen Boden. Niedrige selbstschließende Thüren, Steinpodeste für die Badenden, Kuppel-
oberlichten in den Scheiteln und kleine Glaskugeln zur Beleuchtung in den Kuppeln
vervollständigen diese Badeanlagen, deren Rauchgase nach Passirnng der Heizcanäle durch
zahlreiche Kamine in den Umfassungsmauern abströmen.
Bemerkenswerth sind ferner jene Gebäude, welche den Handelsbedürfnissen dienten:
Karawansera is , Bazar s :c. Zu den ausgedehntesten Bananlagen Sarajevos gehört
der von Ghazi Husresbeg für Mustabdzije (Kaufleute für Kotzen, Teppiche, Wollwaren)
errichtete Taslihan mit dem anschließenden Bezistan (Bez — Leinwand). Ersteres Gebäude,
einst aus vier Flügeln, die sich nm einen nahezu quadratischen Hof gruppirten, bestehend,
liegt theils seit der Zerstörung Sarajevos durch Pr inzEugeu (23. und 24.October1697),
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch