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dem Gebote der Reinlichkeit nicht mehr entsprachen, demolirt und durch Neubauten
ersetzt worden.
Derartige große Hans bestanden selbstverständlich auch außerhalb Sarajevos,
insbesonders an den wichtigen Landrouten nach Constantinopel, da sich der ganze Verkehr
zu Lande nur mittelst Tragthiere abwickelte, weßhalb für Unterkunst in den Zwischen-
stationen vorgesehen werden mußte.
Während sich in diesen Gebäuden der Großhandel abwickelte, fand der Kleinhandel
in den Kaufläden, den Dneans, statt, welche sich in der Regel in einem besonders hiesür
ausgebildeten Stadtviertel, der Carsi ja , und äußerst selten im Anschlüsse an Wohn-
häuser befinden. Häufig erfolgt, wie in der CarZija von Sarajevo, eine Trennung von
einzelnen Gewerben. Die Dueaus bilden Streifen vor den hohen Hintergebäuden und
sind hölzerne, niedrige, gegen die Gasse ganz offene, jedoch dnrch zweiflügelige, um
Horizontalachsen drehbare und mit starkem Diagonalriegel verschließbare Buden. Die
geringe Höhe dieser, mit Kuppeln oder mit flachen, weitvorspringenden Hohlziegel-
dächern überdeckten Räume resultirt aus dem Umstände, daß dem hölzernen Hinter-
gebäude, welches häufig auch das feuersichere Magazin im unmittelbaren Anschluß au
den Ducau aufnimmt, das Tageslicht gewahrt bleiben muß; die Verkaufsbuden haben
zuweilen noch eine untere Etage, in welcher bloß gebückt oder sitzend manipulirt werden
kann. Sehr häufig wird dann in diesen Dneans der Verkaufsartikel auch erzeugt,
wodurch sich das Interesse an den Carsijas erhöht. Hier gibt es endlich Stiftnngsbrnnnen
(Sebils), Rasierstuben, Auskochereien für Arme (Jmarets) und zahlreiche Kaffeeschänkeu.
Unter den Städten sind einige wie Sara jevo, Mostar, Travnik, Poei te l j als
specifisch mohammedanische Schöpfungen anzusehen. Sie entstanden aus den Anfiedlungen,
die sich um neue, mit Wachthürmen, Thoren und Bastionen bewehrte Castelle ausgebildet
haben. Diese Neuanlagen zeigen ausgesprochen orientalischen Charakter, und besonders
Poeitelj, am linken Narentanfer terrassenförmig aufgebaut, erinnert mit seiner thurm-
bewehrten Ringmauer, seiner massiven Moschee und den flachen Steinplattendächern an
südspanische und syrische Städte.
Von den sonstigen Bauten der türkischen Periode müssen ihres monumentalen
Charakters wegen vor allem die Brücken erwähnt werden. Der Stolz der Bosnier ist die
170 Meter lange, beiderseits gegen die Mitte ansteigende ViZegrader-Brücke, welche mit
elf Spitzbögen von 13 7 Meter bis 18 6 Meter Lichtweite die Drina übersetzt. Dieses
imposante Bauwerk aus rein gearbeiteten Quadern mit hoher Steinbrüstung und
6 3 Meter breiter Fahrbahn verdankt seine Entstehung im Jahre 1571 (979 nach
dem Hidzret) laut des in der Mitte der einen Brüstung befindlichen Jnschriftssteines
5>em aus Bosnien stammenden Großvezier Meh med Pascha Sokolovie. Es ist
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch