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Holzrohre verwendet und die zumeist aus Stiftungsmitteln (Vakufs) erbauten Wasser-
leitungen schlecht erhalten wurden, befanden sich dieselben nach der Occupatio» in einem
elenden Zustande. Eine Eigenthümlichkeit dieser Leitungen war die Einschaltung von
Terezias. Es waren dies prismatische, oft als Brunnen ausgebildete Quaderbauten, welche
nebst einem kleinen Reservoir ein verticales Zuleitungs- und ein ebensolches Ableitungsrohr
erhielten; der Zweck derselben war offenbar ein doppelter. Einerseits sollte der Druck auf
die jeweilige Höhe der Terezia herabgemindert werden, was im Hinblicke auf das minder-
werthige Leitnngsmateriale nothwendig war, anderseits bot sich so die Möglichkeit,
größere Undichtigkeiten der Leitungen leicht aufzufinden, da oberhalb jenes Rohres,
wo das Wasser uicht mehr bis in das Reservoir der Terezia stieg, der Fehler liegen
mußte. Die zu den Wasserleitungen gehörigen Auslaufbrunnen wurden mit Vorliebe als
Quaderbauten mit einfachen Profilirungen und Jnschristtafeln ausgeführt.
In uoch schlechterem Zustande als die Wasserwerke wurden nach der Occupatio» alle
Commnnicationen vorgefunden. Auf diesem Gebiete, wo lediglich durch das Zusammenwirken
aller interefsirten Factoren ein günstiges Resultat zu erzielen war, konnte weder ein einzelner
Wohlthäter, noch eine fromme Stiftung Ersprießliches leisten. Die Regierung war jedoch
fast machtlos, jeder größere Grundbesitzer maßte sich Herrscherrechte an, Aufstand folgte
auf Aufstand, nnd so war an ein derartiges Zusammenwirken nicht zn denken. Infolge dessen
war der Zustand aller Commnnicationen ein trauriger: die Eisenbahn Banjalnka-
Doberl in nicht betriebsfähig, ihre Hochbauten verfallen, die ehemaligen Pflasterstraßen
(Kalderma — schöner Weg) fast unpassirbar, kleinere Brücken zerstört oder in einem höchst
gebrechlichen Zustande, ganze Strecken versumpft, da Abzugsgräben mangelten:e. Von
den wichtigeren Commnnicationen war, im modernen Sinne gesprochen, eigentlich keine
fahrbar, doch wurde die Route Mostar-Sarajevo-Bosnisch- Brod thatsächlich
befahren, nnd die türkische Regierung war seit dem Jahre 1863 bestrebt, die schwierige
Strecke Mostar-Konjiea gründlich umzubauen. Trotz reichlich aufgewendeter Geldmittel und
Arbeitskräfte konnte sie aber diese Ausgabe nicht bewältigen. Im Jahre 1878 waren
bloß Bruchstücke der Straße und von den drei eisernen aus England bezogenen Narenta-
brücken (Netzwerk) nur eine unterhalb Jablauica fertiggestellt, die zweite in Jablanica
selbst in den beiden Widerlagern und jene in Mostar in einem einzigen Mittelpfeiler
ausgeführt. Welches Chaos bei diesem Baue geherrscht hat, ist aus dem Umstände zu
ermessen, daß die Eisenconstructionen, deren Kleinmaterial den Zigeunerschmieden nach
und nach zur billigen Beute wurde, vollständig durcheinander und an den verschiedenste»
Punkten zerstreut lagen. Entwürfe und Eonstructionspläne scheinen nur in sehr bescheidenem
Umfange angefertigt worden zu sein. Eine von einem gewissen Nuri Abdulah in
Blei verfaßte, aus Situation und Längenschnitt bestehende Skizze einer Holzbrücke auf
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch