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das Rosettenfenster wesentlich gehoben wird. Ist es bei der Giebelfront die gut abgewogene
Massenwirkung, die zur Betrachtung anregt, so ist es bei der Seiten- und Absidenausicht
die harmonische Bewegung, welche der Einbau von Sacristeien mit Oratorien, die steilen
Dächer, das Sanctusthürmchen, die hohen, durch Glasmalerei gezierten Fenster des
Absidenpolygones ?c. hervorbringen, die diese Kirche größer nnd mächtiger erscheinen
lassen, als sie thatsächlich ist. Dem äußeren Gesammteiudruck entspricht die Juuenwirkuug;
das durch je drei geschliffene Kalksteinpfeiler von 80 Centimeter Durchmesser iu vier
Felder getheilte und durch gekuppelte Seitenschifffenster erhellte, mit Kreuzgewölben
abgeschlossene Mittelschiff hat eine gute, durch vortheilhafte Polychromirung verstärkte
Höhenwirkung und bietet gegen das Presbyterium und die Apsis mit freistehendem,
zierlichem Marmoraltar eine ausgezeichnete Perspective.
Die beiden Fresken im Presbyterium — die Bergpredigt und die Gesetzgebung an
Moses darstellend — nach Cartons des Historienmalers M. Seitz dnrch Alberto de
Rohden ausgeführt, die Fresken: Auferstehung Christi und Krönung Mariens von letzterem
Künstler und die acht Tempera-Medaillons in der Mittelschifsoberwaud sind recht gute
Repräsentanten signraler Malerei, während die Herz Jesu-Statue über dem Hauptportale
von I. Hausmann, die Altarstatuen, die Brustbildermedaillons der Kanzel von Franz
Er ler und Dragan Morak die Plastik würdig vertreten. Der Entwurf des Bauwerkes
rührt vom Civilarchitekten I. v. Vancas her, welchem auch die Leitung des Baues
anvertraut war. Ferner gelangte der mittelalterliche Stil beim neuen Franciscaner-
kloster in Sarajevo (Regierung, Architekt C. Panek), bei der erzbischöflichen Residenz
(v. Vancaö), der Mädchenschule der Töchter der göttlichen Liebe (v. Vancas) zur
Anwendung, und auch diese Gebäude gereichen trotz ihrer großen Einfachheit der Stadt
zur Zierde.
Im Renaissancestile wurde eine größere Anzahl hervorragender Objecte erbaut.
Zwei Regierungsgebäude in Sarajevo sind in Frührenaissance, eines nach Entwürfen des
Civilarchitekten I. v. Vancas, eines, sowie auch das in gleichem Stile gehaltene Obergericht
in Sarajevo nach Entwürfen der Regierung (Architekt Panek), das Obergymnasium und
die Knabenvolksschule in Sarajevo in Renaissance mit griechischen Motiven (Regierung,
Architekt C. Pank), die Landesbank (Pank), das Vereinshans (Regierung, Architekt
Pank), das erzbischösliche Centralpriestersemiuar in Sarajevo in italienischer Renaissance
(v. Vancas) ausgeführt. Die deutsche Renaissance ist unter anderem durch das erzbischöfliche
Waisenhaus in Rohbau (v. Vancaö), der Barockstil durch eine Reihe größerer Wohn-
gebäude in Sarajevo vertreten.
Eine besondere Aufmerksamkeit wendet die Regierung der Erhaltung und Wieder-
belebung des arabische» Stiles zu. In demselben wurden namentlich die Scheriat-Richterschnle
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch