Seite - 438 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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Von Hackfrüchten war nur die Cultur des Maises im ganzen Lande verbreitet,
doch ließ auch diese viel zu wünschen übrig, da man sich stellenweise mit einmaligem
Behacken begnügte, wobei gleichzeitig auch das Behäufeln vorgenommen wurde.
Bei der Mahd der Wiesen findet sich die üble Gewohnheit, mit dem Hiebe bis zur
vollständigen Überreife zu warten, wodurch nicht nur die oft gut erreichbare ein- oder
zweimalige Reproduktion des Graswuchses unmöglich gemacht, sondern auch das
gewonnene Heu in seiner Qualität eutwerthet wird.
In dem Wirthschaftsbetriebe des Bauern ist kein System wahrzunehmen. Er
benützt sein Land durch eineReihe von Jahren zurProduction eines und desselben Gewächses
und läßt es, sobald ihm das Ernteergebniß nicht mehr lohnend scheint, brach liegen, um
ein Stück Wald niederzubrennen und als Acker zu verwenden, oder von schon devastirtem
Wald ein Stück Weideland zum Anbaue heranzuziehen. Diesem Mißbrauche ist es zuzu-
schreiben, daß man in manchen Gegenden im nächsten Umkreise der Bauernsitze nur
verunkrautete Brachen antraf, welche eine spärliche Weide lieferten und die Äcker in größerer
Entfernung vom Sitze der Familie zerstreut waren. In Gegenden, die zum größten oder
doch größeren Theile aus culturfähigem Boden bestehen, ließ sich diese Unwirthschaft durch
lange Zeit fortführen, weil genug Land vorhanden war, um so lange neue Felder zu
oceupireu, bis man annehmen konnte, daß die verlassenen wieder etwas gekräftigt seien.
Ebenso unrationell wird bei der Ausnützung der Weiden verfahren. Dem Vieh wird
sofort beim Auftrieb die ganze verfügbare Fläche überlassen, welche infolge dessen auch
viel früher erschöpft ist, als wenn man strichweise geweidet und den schon beweideten
Partien Ruhe und Zeit zur Reproduktion gelassen hätte. Theils aus Unverstand, theils
aus Faulheit wird das Vieh im Frühlinge zu lange auf der Wiesenweide belassen und
nach dem meist einzigen ersten Hiebe sofort wieder aufgetrieben. Die einzige Richtschnur
für die Führung der bäuerlichen Wirthschaft war die augenblickliche und möglichst mühe-
lose Bedürfnißbefriedigung.
Die directeu Producte der laudwirthschaftlicheu Bodennutzung stehen hinsichtlich
ihrer Qualität denen der vorgeschrittensten Culturländer nicht wesentlich nach. Alle
Feldfrüchte sind gut und theilweise sogar vorzüglich. Die wichtigsten und verbreiterten
sind Mais, Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Hirse, Halbfrucht (Winterweizen und Winter-
roggen gemengt), Spelz, Krupnik (Gemenge von Sommerspelz und Sommerweizen,
manchmal auch Gerste und Hafer) und Hülsenfrüchte (unter welchen die Bohne obenansteht),
ferner Tabak und seit neuerer Zeit die Kartoffel, Zuckerrübe, Raps und Klee.
Die Körnerfrüchtewerdenin verschiedenen Varietäten cnltivirt. Besonders zahlreich
sind die Weizenvarietäten, sowohl die des Winter-, als auch die des Sommerweizens.
An Gerste kommt meist zwei- und vierzeilige vor, weniger sechszeilige; es wird sowohl
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch