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In den dichter bewaldeten Theilen des Landes bietet die reichliche Waldmast Gelegen-
heit, die Schweinehaltung mit wenig Mühe ertragreich zu machen. In diesen Gegenden
werden die Schweine in großen Mengen gezüchtet, und von dort hat sich in den letzten
Jahren der Schweineexport in die Monarchie zu einer hohen Bedeutung entwickelt.
Die Wartung, Fütterung nnd Pflege, welche die einheimische Bevölkerung den
Schweinen angedeihen läßt, ist sehr unzulänglich und beschränkt sich auf das Treiben derselben
auf die Weide und zur Tränke. Eine Futterzubuße wird zu Hause nur in selteneren Fällen und
in der Regel nur Muttersäuen während der Saugzeit der Ferkel gereicht. Während des
Winters werden die Schweine meist mit den Wurzeln der in großen Mengen vorkommenden
Farnkräuter gefüttert. Zu diesem Zwecke wird durch die Hirten das Erdreich mit Krampen
möglichst tief aufgerissen und auf diese Weise den Schweinen, welche in dem aufgelockerten
Boden leichter wühlen können, das Aufsuchen der Wurzeln ermöglicht.
Die Geflügelzucht steht noch auf einer sehr geringen Stufe der Entwicklung. Die
wegen ihrer größeren Fruchtbarkeit auch diesen Nutzungszweig mehr begünstigenden
Gebiete der Posavina und der Krajina weisen den größten Reichthum an Federvieh auf.
An manchen Orten werden Hühner angetroffen, die sowohl im Baue, als auch in
der Befiederung einige Ähnlichkeit mit den Malayen besitzen. Auch Bantams kommen vor,
und ist anzunehmen, daß die diese Formen veranlassenden Thiere einst von wohlhabenden
Mohammedanern als Ziergeflügel aus dem Oriente eingeführt wurden. Die mohamme-
danische Bevölkerung legt einen besonderen Werth auf gute Kräher, welche oft mit 1—2
Dukaten gezahlt werden.
Die Bienenzucht ist ziemlich verbreitet, doch wird dieselbe ebenfalls in sehr primi-
tiver Weise betrieben. Der bosnische Honig ist vorzüglich und erfreut sich auch über die
Grenzen des Landes hinaus guten Rufes. Die bei der Landbevölkerung vorhandenen
Bienenwohnungen bestehen theils aus ausgehöhlten Holzklötzen, zumeist aber aus ein-
fachen, mit Lehm verkleideten Strohstülpern. Für den Mobilbau eingerichtete Stöcke, sowie
Honigschleudern waren vor der Oecupation nicht bekannt. Behufs Gewinnung des Honigs
wird, wie dies übrigens auch noch in zahlreichen anderen Ländern geschieht, das ganze
Bienenvolk getödtet. An manchen Orten besteht die Gepflogenheit, den Honig durch
Stampfen in einer den Hanfsamenstampfen Kroatiens und Slavoniens ähnlichen Vor-
richtung vom Wachs zu trennen. Letzteres bildet einen bedeutenden Artikel für den inneren
Handel, weil die Bekenner des orientalisch-orthodoxen Glaubens in ihren Gotteshäusern
nur Wachskerzen und diese in großer Zahl und oft in riesigen Dimensionen verwenden.
Im ersten Lustrum der Occupationsdaner konnte seitens der Regierung eine direete
Förderung der Landwirthschaft nur in geringerem Grade erfolgen, da diese Zeit mehr
der Organisation der Verwaltung, der Herstellung und Festigung der Ruhe und Ordnung,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch