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schweren Armringen und Ohrgehängen. In barbarischer Eitelkeit protzten sie mit ihrem
Überfluß an Gold, und Männer wie Weiber trugen zum äußeren Zeichen der Wohl-
habenheit diesen eigenthümlichen schweren Goldschmuck. Die charakteristischesten Beispiele
desselben sind die beiden, auf dem Maguraberge bei Szilägy-Somlyo zu Tage geförderten
Schätze. Der erste wurde 1797 gefunden und befindet sich jetzt in der kaiserlichen
Antiquitätensammlung zu Wien. Sein Datum ist durch die großen Goldmedaillen gegeben,
die als Friedensgeschenke für die Mitkaiser Valentinianns (364 bis 375), Valens (366 bis
378) und Gratianns (375 bis 383) angefertigt wurden, aber gleichfalls mit Haken
zum Anhängen an die Kleider versehen und zum Theil mit cloisonnirten Granaten
verziert sind.
Besonders interessant sind in diesem Schatze ein goldenes Gehänge mit Thierkopf,
ein granatenbesetzes Armband, gleichfalls mit Thierkopf, und eine Goldkette, an der die
Geräthe jener Zeit (Spaten, Hacke, Sichel, Kette, Schere, Pflug u. f. w.) im Miniatur-
format nebst zwei gegeneinander anspringenden Löwen befestigt sind. Noch auffallender
ist der springende Löwe in dem am 20. April 1889 gefundenen, jetzt im ungarischen
Nationalmuseum zu Budapest verwahrten Schatz von Szilägy-Somlyo. Unter zwanzig, reich
mit cloisonnirten Granaten verzierten Fibeln zeigt da eine als Lämpchen gestaltete fürstliche
Gewandspange einen ruhenden Löwen, und an einer Fibel aus Golddraht ist der Rahmen
aus fünf springenden, durch Granat- und Emailfelder getrennten Löwen gebildet. Auch
die Goldschalen des Fundes sind mit cloisonnirten Granateinsätzen geschmückt. Der
springende Löwe von Szilagy-Somlyö findet sein Seitenstück in dem gebäumten Panther
einer Goldschale, die 1837 an der Außenmündung des Bodzaer Passes gefunden, jetzt
dem Museum zu Bukarest gehört. All das sind Erzeugnisse einer Goldschmiedeknust, die sich
in den Pontischen Städten mit halbgriechischer Bevölkerung unter dem Einfluß von
Mustern aus der Sassauidenzeit ausbildete und auf der Wanderschaft die Eigenthümlich-
keiten des barbarischen Lokalgeschmacks aufnahm. Die charakteristischen Züge dieser
Eigenthümlichkeiten sind die an den Ringen, dicken viereckigen Schnallen und Ohrgehängen
angebrachten Almandin-Granaten und die stilisirten Figuren von Löwen und Panthern.
Solche Denkmäler kommen überall in Europa vor, wo Gothen hindurchgezogen sind. Auch
einfacher ausgeführter Goldschmuck mit Granaten, der auf die Gothen hinweist, kommt in
verschiedenen Gegenden Daciens vor. Im Kraßnaer Abschnitt des Bosan- (Bodza-) Passes
wurden bei dem Bau der Grenzstraße, August 1887, 15 durchschnittlich je 400 Gramm
schwere Goldbarren gefunden, die den Stempel der römischen Münzstätte zu Sirmien
(Mitrovitz) und drei kaiserliche Brustbilder zeigen. Wie der Rhetor Themistins berichtet,
wurde im Jahre 369, als Kaiser Valens und Athauarich Frieden schlössen, durch einen
der Punkte auch die Friedenssteuer aufgehoben. Dieser Schatz kann also in der Zeit von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch