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Localverhältnissen entstammende Besonderheiten unser Interesse. So ist z, B. ihre
Verschiedenheit von den kleineren Kirchen Ungarns angenfällig. Hier sind alle kirchlichen
Bauten dieser Art sehr einfache Anlagen, aber selbst unter den einfachsten kommt nur
ausnahmsweise eine vor, die auf allen mit den Bauformen verbundenen Zierrat
verzichten würde. Dagegen findet sich in Siebenbürgen eine ganze Gruppe von weniger
schmucken Kirchen, mit denen sich an Reichthum der Anordnung keine in Ungarn
vergleichen kann. Besonders in den Comitaten Kronstadt nnd Hermannstadt kommen sie
recht zahlreich vor.
Im Kronstädter Comitat finden wir zunächst die Kirche zu Tartlau (Prazsmar).
Sie war, bevor sie eine Verlängerung ihrer Westseite erfuhr, eine centrale Anlage. Über
der Vierung erhebt sich ein achteckiger Thurm, der auch ursprünglich der einzige war. Das
Chor und die Arme des Kreuzschiffes schließen dreiseitig ab. Die Kirchen in Honigberg
(Szäß-Hermäny), Roseuau (Rozsnyo) und Marienburg (Földvär) sind Basiliken. An
der von Honigberg sind der halbkreisförmige Abschluß, sowie die ruudbogigeu Fenster-
paare der Südseite uud des an der Fa^ade aufsteigenden stämmigen Thurmes im
ursprüngliche« Zustande erhalten geblieben; das Mittelschiff wurde, wie die an einer
Stütze erhaltene Zahl 1595 bezeugt, in diesem Jahre mit einer gewölbten Decke versehen.
Die Rosenaner Kirche ist etwas reicher als die vorigen. Ihr flach gedecktes Mittelschiff
ist von den Seitenschiffen, welche Kreuzgewölbe haben, durch gegliederte Pfeiler
geschieden; auf den Pfeilern setzen spitzbogige Gurte auf; am Gewölbe der Seitenschiffe
sind die Schlußsteine mit symbolischen Darstellungen geschmückt, die Fenster sind
ruudbogig. Die Marieuburger Kirche ist ein ausgebildeter Übergangsbau; der dicke
Thurm hat die Breite des Mittelschiffes; das gewölbte Mittelschiff ist durch die Rund-
fenster der oberen Seitenwand erhellt und durch gegliederte Pfeiler von den Seitenschiffen
getrennt. Das Gewölbe des polygonal abschließenden Chores ruht auf Pilasteru, deren
Capitäle statt mit Ornamenten, mit Reliefdarstellungen geschmückt sind. Der Stoff derselben
ist theils historisch, theils symbolisch: St. Georg zu Pferde, ihm gegenüber die gerettete,
danksagende Königstochter, unter ihnen der Lindwurm; zwischen zwei Säulen eine in ein
Buch deutende jugendliche Gestalt, neben und nnter ihr ältere und jüngere Gestalten, die
gleichfalls ein Buch oder ein Schriftband halten (Christus und die Schriftgelehrten);
zwei Greife einander gegenüber; einen Hirsch verfolgende Jagdhunde; ein Mönch, der in
eine vierfüßige Thiergestalt ausgeht, hält eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt,
gegen einen ihm gegenüber sitzenden Mönch hin, auf dessen Schoße eine Schüssel steht;
zwei Gestalten kämpfen um eine Krone, die eine hat die andere zu Boden getreten und
sticht mit einem Dolch nach ihr. Diese Gestalten sind in die Tracht des XIV. Jahr-
hunderts gekleidet. An den einschiffigen Kirchen von Rothbach (Veresmart), Zeiden
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch