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und einen Wehrgang befestigt. Der innere Hof, nnr halb so groß wie der große Vorhof,
hat eine längliche unregelmäßige Form; zwischen den aus seinem nnebenen Boden empor-
steigenden Felsen stehen die Reste von etwa 30 Häuschen, die einst als Vorrathskammern
dienten, und auf dem höchsten Felsen die Ruine einer 1650 erbauten Capelle. Die Burg
scheint unter König Sigismuud um 1427 in den Besitz der ihr zu Füßen gelegenen
Ortschaft Rosenan gelangt zu sein, deren Einwohner sie dann erweiterten und nach bestem
Können immer mehr befestigten. Wie die Capelle beweist, wurde noch im XVII. Jahr-
hundert an ihr gebaut. Jetzt ist sie verlassen; die baufälligen Mauern verrathen, daß ihre
Erbauer als Ackersleute sich nicht besonders anf das Maurerhandwerk verstanden. Die
Marienburg hatte das Altthal von Norden her zu schützen und war, wie der Name
Földvar (Erdburg) verräth, ursprünglich nur ein Erdwerk. Die jetzt sichtbaren Trümmer
auf einem einsam in der Ebene stehenden Hügel sind die Reste eines geringeren Theiles,
vermuthlich der Borburg einer mächtigen Burg, die zu Beginn des XIV. Jahrhunderts
erbaut wurde. An den Mauern, die stellenweise durch stark ausspringende Sporen
gestützt sind, sieht man noch die Schießscharten und Pechnasen. Die Gebäude im Innern
sind zugrunde gegangen. Auch zuKeisd (Szäß-Kezd) im Groß-Kokelburger Comitat ist ein
interessantes Exemplar von Bauernburg erhalten. Sie befindet sich auf einem freistehenden
Hügel von geringer Höhe, nahe bei dem Orte, und ist viel kleiner als die zu Roseuau. Ihr
Ursprung ist unbekannt, dürfte aber in das XV. Jahrhundert fallen; jetzt liegt sie verlassen.
Auf dem Felsgrat, der von Zeiden (Feketehalom) gegen Alt-Tohän zieht, steht die
Ruine der Burg Zeiden (Feketehalom). Aus dem Plateau, das sich östlich an die
Persänyer Berggruppe anschließt, trägt ein ragender Felsen, der Burgberg (Värhegy),
die Ruine eines quadratischen Thurmes von römischem Ursprung, den Rest der
Burg Krizba. Unfern davon lag die zum Schutz der Altgegend erbaute Wasserburg
Geist (Apacza), die aber weit später, vielleicht unter Ludwig dem Großen, zwischen
1342 und 1351 erbaut wurde; ein kleines Bruchstück ihres viereckigen Thnrmes
bezeichnet die Stelle.
Allein den Bewohnern des Königsbodens und des Burzeulaudes genügte der Schutz
nicht, den ihnen diese Burgen gewährten. Einerseits war ihre Gegend durch den äußeren
Feind sehr gefährdet, anderseits wußten sie ganz gut, daß ihre werthvollen politischen
Vorrechte, sowie der Wohlstand, den ihr Fleiß ihnen erworben hatte, auch innere Neider
erwecken konnten; darum sorgten sie frühzeitig, gewiß gleich nach dem sie sich angesiedelt,
für ihre Sicherheit. Sie schufen sich ihre Vertheidigungswerke in Verbindung mit den
gottesdienstlichen Gebäuden. Auch lehrte die Erfahrung bald, wie praktisch dies war,
und machte diese Art von Schutzbauten allgemein. Vermuthlich bestanden sie anfangs
aus Verschanzungen und hölzernen Umzäunungen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch