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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Seite - 82 -
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»2 sind denen der Kronstädter Kirche sehr ähnlich. Das Chor ist eine dreischisfige Halle von fünf Traveen, dreiseitig geschlossen, und fast ebenso lang und breit, wie die westliche Hälfte der Kirche. Die vier Pfeilerpaare zwischen den Schiffen sind schlank, achteckig, durch Dienste gegliedert und an den Capitälen mit hübschem Laub verziert. Das fünfte, ungegliederte Pfeilerpaar wurde nach dem Erdbeben von 1523 errichtet. Das Thor au der Südseite, das sich in die erste Travöe des Chores öffnet, hat eine große Vorhalle; in der Ecke derselben erhebt sich ein schlanker Thurm, in dem eine Schneckenstiege auf die über dem Gesimse des Chores umlaufende Brüstung führte. Dieses Zierwerk, sowie die das Gesimse und die Brüstung unterbrechenden oberen Fialen der Strebepfeiler sind sammt Gesimse und Brüstung verschwunden; dagegen ist der größte Theil des plastischen Schmuckes der Zerstörung entgangen. Im Innern sind die Wandpfeiler der Seitenschiffe mit Heiligenfiguren geschmückt, die auf Coufoleu unter Baldachinen stehen. Die Strebe- pfeiler sind weit interessanter. An ihnen zeigt sich am charakteristischesten die Vorliebe und Erfindungsgabe des Baukünstlers für plastischen Schmuck. Die meisten der in vier Abstufungen verjüngten Pfeiler sind in ihrem unteren Abschnitt mit einer von eiuem Dreipaß umrahmten Reliefbüste verziert. Diese dienen der im Kircheuhose spielenden Schuljugend — wie es scheint, schon seit Generationen — als willkommene Zielscheibe und gehen völlig zugrunde, so daß ihre ursprüngliche Form gar nicht mehr zu erkennen ist. Nach Ansicht der Einwohner sollen sie Wohlthäter und Wohlthäterinnen der Kirche vorstellen, doch ist es wahrscheinlicher, daß sie Überreste von römischen Grabmälern der Umgegend sind, darunter auch welche aus gebranntem Thon, die der Baumeister geschickt verwendet hat. Der zweite Abschnitt der Pfeiler ist mit einer Heiligenfigur auf vor- springender Console unter einem Baldachin geschmückt. Auf der Deckplatte der dritten Abstufung sieht man eine Thiergestalt liegen, während die obere Deckplatte mit einem Engel besetzt ist. Ganz oben steht in einer Nische mit Säulen und Baldachiu gleichfalls eine Heiligenfigur. All das zusammen macht die Kirche zu dem in plastischer Hinsicht hervorragendsten gothischen Bauwerk Siebenbürgens. Am östlichen Ende des Kirchen- Hofes steht eine einfache gothische Kapelle. ^ In Hermannstadt wurde der Bau der evangelischen Kirche A. B. in der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts an der Stelle einer älteren begonnen und wahrscheinlich zu Anfang des XV. Jahrhunderts beendigt. Sie war ein dreischisfiger basilikaler Ban mit Querschiff; das Langhaus bestand aus fünf Jochen, das Querschiff schloß mit einer geraden Wand, das verlängerte Chor mit drei Seiten; vor der Westfa^ade stand, der Breite des Mittelschiffes entsprechend, ein quadratischer Thurm. In diesem Zustande war sie, trotz der Ungleichheiten in manchen Details des Aufbaues, die reichste, einheitlichste und in der Anlage correctefte unter den städtischen Kirchen der Sachsen. Da aber die
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Band 23
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (7)
Band
23
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.13 x 23.25 cm
Seiten
622
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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