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Thiergestalten geschmückt. Die Empore über dem südlichen Seitenschiff und der westliche
Znban haben das Äußere der Kirche um seine organische Struktur gebracht. Die arg
mitgenommene, übrigens einfach gehaltene Westsa^ade hat ein Walmdach. Hinter diesem
steigt aus der Masse des Gebäudes der quadratische Thurm empor, mit gleichen Geschossen,
allzu schmalen, schießschartenähnlichen Fenstern und einem schlanken Helm zwischen vier
Eckthürmchen. Den Hauptschmuck der basilikalen Nordseite bilden die sehr geräumige
Vorhalle und das schön gegliederte Portal. Die hallensörmigc Südseite ist der architektonisch
werthvollste Theil des Äußern. Je zwei Joche haben ein besonderes Pultdach und das so
zusammengefaßte Doppeljoch hat je zwei hohe Fenster, über denen, sowie über der Wand
der Vorhalle und des Kreuzschiffes, ein Giebel mit Kreuzblume aufsteigt. Diese sieben der
Länge nach hingereihten Giebel verleihen der Südseite eine im Vaterlande der Walm-
dächer ganz ungewohnte Lebendigkeit, die durch die stark vorspringende, stockhohe, unten
offene und ihr nördliches Seitenstück an Schönheit übertreffende Vorhalle noch gesteigert
wird. Die nördliche Chorwand ist in der ganzen Breite eines Joches von unten bis oben
mit einem großen Fresco der Kreuzigung Christi von Johann von Rosenan (1445)
bedeckt. Ein bedeutendes Bild, dessen Schöpfer der niederländischen Schule folgte und
einen lebhaften Sinn für die Wirklichkeit bekundet.
Die St. Michaelskirche zu Klausenburg steht frei auf dem Hauptplatze. Ihr Bau
wurde wahrscheinlich Ende des XIV. Jahrhunderts begonnen und Mitte des nächsten
Jahrhunderts (1442) mit Unterstützung König Sigismnnds vollendet. Sie hatte viele
Unbilden und Restauriruugen durchzumachen. Von 1566 bis 1716 gehörte sie mit kurzer
Unterbrechung den Unitariern und brannte während dieser 150 Jahre dreimal nieder. Im
letzteren Jahre kam sie an die Katholiken, denen sie als einzige der städtischen Kirchen aus
den« Mittelalter noch jetzt gehört. Sie ist eine dreischiffige Halle. Bei aller Correctheit der
allgemeinen Anlage weist sie infolge von untüchtiger Leitung so starke Unregelmäßigkeiten
auf, daß diese selbst in Siebenbürgen etwas Auffallendes sind. Die von einem Walmdach
überragte Westfa^ade ist schief gestellt, von den beiden für sie geplanten Thürmen ist
nur der südliche aufgebaut, der aber später auch abgetragen wurde; das Hauptportal liegt
nicht in der Achse des Mittelschiffes, sondern nördlich davon. Auch die ungleiche Breite
der Schiffe fällt auf. Am nördlichen Seitenschiff ist das westliche Joch schmäler als das
östliche, während im südlichen Seitenschiff das Umgekehrte stattfindet. Das Mittelschiff
ist durchschnittlich 7, das südliche Seitenschiff 6 64, das nördliche 5 37 Meter breit. Die
Länge des Schiffes beträgt 40 50, die des Chores 17 Meter. Die Schiffe haben Stern-
gewölbe; die Pfeiler sind reicher gegliedert, haben aber kein Capitäl; das Chor hat ein
Kreuzgewölbe aus dem XVIII. Jahrhundert; der 80 Meter hohe Thurm über der Vorhalle
der Nordseite ist 1837 bis 1862 erbaut. Die Zahl der Thore ist fünf; das schönste ist das
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch