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gesteigert, welcher vor der mit einem Walmdach überdeckten Westfa^ade steht nnd das
Dach nur um 10 Meter überragt. Am reichsten ausgebildet ist das spätgothische Südportal.
Die Kirche zu Mediasch steht unweit des Hauptplatzes der einst mauerumgürteten
Stadt, von Häusern umdrängt auf einem niedrigen, nur von einer Seite zugänglichen
Hügel; ihr enger Hof, dessen Thor sich am Fuße eines Thurmes öffnet, hat eine
Umfassungsmauer mit vier Thürmen. Diese malerische, fast geheimnißvolle Umgebung
macht einen tiefen Eindruck. Das südliche Seitenschiff ist dem Mittelschiff an Höhe
gleich, das nördliche dagegen niedriger als dieses; die Pfeiler sind achteckige Prismen
ohne Capitäl; das Mittelschiff hat ein Sterngewölbe, das Chor ein rhombisches
Gewölbe, dessen Rippen sich auf Dienste niederlassen, die wieder auf Coufolen
mit hübschem Laubornament ruhen. Der Thurm an der nördlichen Ecke der West-
fa^ade hat die gewohnte siebenbürgische Form, ist aber unten von zwei dicken, mächtig
vorspringenden Spornen gestützt. Schön ist der rechts vom Thorthurme befindliche gleichfalls
quadratische, aber schlanke Thurm, dessen Gesimse aus einem Rundbogenfries besteht.
In Straßburg (Nagy-Enyed) steht die reformirte Kirche im Hofraum der mitten
in der Stadt gelegenen umfangreichen Festung, deren unregelmäßiges Fünfeck mit einer
Mauer umzogen und durch acht Basteithürme vertheidigt ist. Die Kirche ist eine drei-
schisfige Halle; vor ihrer Westfa^ade steht ein quadratischer hoher Thurm. Sie hat übrigens
soviel Veränderungen erlitten, daß sich nur noch einzelne Überreste ihrer gothischen
Vergangenheit finden. In Broos (Szäßväros) stehen am oberen Ende der Stadt in
ummauertem Hofe zwei Kirchen nebeneinander: die evangelische und die reformirte; beide
sind durch mehrfache Erneuerung fast ganz um ihre ursprüngliche Gestalt gekommen.
Die evangelische Kirche A. B. zu Bistritz (Beßtercze) steht frei auf dem Haupt-
platze; von der einstigen Befestigung findet sich nichts mehr. Sie ist eine dreischisfige
Halle; die Anlage und Unregelmäßigkeit erinnern an Klausenburg. Die Westfa^ade steht
schief, daher auch die Schiffe nicht gleichmäßig sind. Wann ihr Bau begann, ist nicht
bekannt. Wahrscheinlich wurde sie im XV. Jahrhundert beendet, doch bedürfte sie im
XVI. Jahrhundert einer gründlichen Ausbesserung. An der südlichen Ecke der Fa^ade
steht frei, 80 Meter hoch, einer der schönsten Thürme Siebenbürgens; eine Inschrift
daran nennt 1519 als das Jahr der Vollendung. Die gegiebelte Renaiffance-Fa^ade ist
bei der Restanrirnng von 1561 bis 1563 erbaut.
In dem von Magyaren bewohnten Theile Siebenbürgens bekundet die geringe Zahl
der gothischen Kirchen, daß in dieser Epoche der Baukunst die Thätigkeit dort weit geringer
war. Die reformirte Kirche von Deis, dem Hauptorte des Eomitates Szolnok-Doboka,
ist trotz ihrer großen Einfachheit ein nach hiesigem Maß beachtenswerther Bau. Sie steht
auf einer Erhöhung inmitten des Hauptplatzes und hat vor der Westfa^ade einen hohen,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch