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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Seite - 108 -
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108 der Idee war, die eben in seiner Aufgabe als nationaler Schirmbnrg lag. Durch Bocskay wnrde jenes königliche Ungarn, das nicht durch bösen Willen, sondern nvthgedruugen, durch geographische Gestaltung, Verstümmelung seines Gebiets, Verwüstung und Verarmung zum Diener der Interessen des großen Deutschen Reiches geworden war, wieder fähig, an die eigenen Interessen nnd seine nationale Zukunft zu denken. Darum verdient Bocskay als Fürst von Siebenbürgen, wie als ungarischer Staatsmann, den Beinamen „der Große". Seine Nachfolger brauchten nur sein politisches Testament auszuführen, seinen Fnßstapsen zu folgen. Klug und in Ehren haben sie das auch gethan, zum Besten der beiden Schwesterländer. Unter ihnen der geniale Gabriel Bethlen und der in seiner Willenskraft unbeugsame Georg Raköczy I., durch welche Siebenbürgen nebst den ,?ar1es° zu einem relativ so hohen Grad von Wohlstand und Macht emporstieg, daß ans diesem Schatz beide frische Kraft und neue Energie auch nach Westen tragen konnten, wo das Magyareuthum unter drückenden Verhältnissen an Zahl und Kraft immer mehr zurückging und dieser Stärkung seines politischen und nationalen Bewußtseins dringend bedürfte. Und nicht nur, daß sie dort den immerfort gefährdeten ungarischen Constitutioualismus neuerdings sicherten, sie konnten auch noch Größeres wagen. Mit kühner Hand und nicht ohne Ruhm, denn sie waren gesuchte Verbündete, mischten sie sich in die Kämpfe des dreißigjährigen Krieges und waren nicht die letzten Kämpen einer der großen Ideen, die in diesen Kämpfen zu Tage traten, des Princips der Gewissensfreiheit. Denn die Gewissensfreiheit war im Staatsleben Siebenbürgens ein Erbtheil aus dem XVI. Jahr- hundert, eine geheiligte Überlieferung, die dieses kleine Land in Sachen der gegenseitigen religiösen Dnldung und religiösen Aufklärung zu einem nachahmeuswertheu Muster in der neueren Geschichte der Menschheit gemacht hat, wodurch wieder seine racenpolitischen Aufgaben universalen Werth und einen ethischen Schmelz erhielten. Und zu diesen Aufgaben kam schließlich noch, nachdem der königliche Hof aufgehört hatte, in Ofen zu refidiren, die nationale Mission, als Mittelpunkt einer zum Richtung- geben berufenen ungarischen Gesellschaft zu dienen; da waren es der siebenbürgische Fürstenhof und die ihm anhängende Gesellschaft, welche die ungarische Sprache, Literatur und Gelehrsamkeit zu fördern und zu Pflegen hatten. Die ungarische Literatursprache gewann ihre Mannbarkeit iu jenem äußeren Gewaude, das sie unter siebenbürgischem Einfluß anlegte. Um aber zu ermessen, wieviel die Fürsten Siebenbürgens für die allgemeine Cultur und Wissenschaft gethan haben, braucht man nur an die Hochschulen Gabriel Bethlens nnd der beiden Raköczy in Siebenbürgen und Ungarn zu denken, Anstalten, an denen nicht nur die allerersten vaterländischen Kräfte, die unvergeßlichen Bahnbrecher ungarischer Literatur und Wissenschaft wirkten, sondern auch europäische Berühmtheiten, wie Opitz, der Vater deutscher Dichtkunst, und Amos Eomenius, der Großmeister der Pädagogie.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Band 23
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (7)
Band
23
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.13 x 23.25 cm
Seiten
622
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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