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Szi lagy oder Szi lägysäg benannt, die auch jetzt den Kern und Haupttheil dieses
Comitats bildet. Die Natur selbst hat hier aus dem siebenbürgischen Berglande einen Weg
nach dem großen Alföld eröffnet, für die Völkerwanderung, die ihre Wogen Jahrhunderte
lang über dieses Land hinweg von Ost nach West wälzte, und deren Ausbreitung in dem
mehrfach unterbrochenen Grenzgebirge zwischen Siebenbürgen und dem Alföld keine
genügende Schranke fand.
Unter den Abschnitten dieses Gebirges ist, namentlich in geschichtlicher Beziehung,
das Meßesgebirge der bemerkenswertheste. Der durch den ^oon^mus Notarius auf-
bewahrten Überlieferung zufolge war dies der Punkt, wo der Feldherr Tnhutnm — um
mit dem Dichter zu reden — „das ungarische Vaterland ausgesteckt hat", indem er längs
der Grenze große steinerne Thore und hölzerne Schranken errichtete, und erst später, von
Ärpäd ermächtigt, durch die Meßespforte weiter vordrang, um für sich und seine Nach-
kommen das Land jenseits des Waldes zu erwerben. Der Meßes bildete in den Epochen
der Vergangenheit meistens die Grenze zweier Länder und seine Umgebung war der
Schauplatz blutiger Schlachten. Wie richtig schon die Römer die strategische Wichtigkeit
des Meßes schätzten, bezeugt noch jetzt das .valluin«, das sich von Kis-Sebes im
Klansenburger Comitat bis Tihö überall den Höhen des Meßes entlang zieht und als
Grenzwall zwischen dem römischen Reiche und Daeien diente.
Dieses Gebirgsmassiv gehört zu den Comitaten Szilagy und Klausenburg. Seine
Basis wird im Norden vom Szamos, im Süden von der Schnellen Körös bespült. Seine
Gliederungen sind sehr schön und erfreuen auf Schritt und Tritt durch interessante
Variationen. Tiefe, fast pfadlose Thäler wechseln mit nnersteiglichen Felswänden, die
Berge sind mit duftigen Matten, mit ausgedehnten Grashalden und Viehweiden bedeckt
oder starren weithin im Weiß der Gyps- und Kalkbildungen. Die Bergkette des Meßes
zieht sich in einer Länge von 40 bis 56 Kilometern von Nordost nach Südwest. Sie
beginnt am Szamosthale mit sanft schwellenden Hügeln, und ihr höchster Gipfel
(989 Meter) ist der M a g a s (Magura) bei Perje. Hier entspringt aus mehreren Berg-
quellen der Kraßuafluß.
Das Gebirge, das sich auch in die Gegend der Flüsse Kraßna, Egregy und Almäs
hinein verzweigt, entsendet übrigens verhältnißmäßig wenige Flüsse und Bäche, und auch
diese entspringen zumeist der östlichen Flanke des Gebirges. Kleinere Adern und Quellen
mit sehr gesundem Wasser sind in den Waldthälern häufig, aber sie entwickeln sich meist
nicht zu Bächen, sondern versickern in den Thalgründen.
Die geologische Bildung des Gebirges ist recht mannigfaltig. Der Hauptgrat besteht
aus den ältesten Sedimentärgesteinen (Glimmerschiefer, Phyllit n. s. w.), denen sich alt-
tertiäre Gebilde (Sandstein, Kalkstein u. s. w.) anschließen. Der Reichthum an vorzüglichen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch