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worden. Unter anderem wurde es 1241 durch die Tataren, 1601 durch die Söldner
Bästas, 1704 durch die Raizeu Rabutius eingeäschert. Darum sind auch keine alten
Bauten erhalten, mit Ausnahme der reformirten Kirche, beziehungsweise ihres gothischen
Chorabschlusses, und jenes jetzt nur als einfaches Wohnhaus existirenden Gebäudes, worin
der Schwedenkönig Karl XII. imJahre 1714 auf seiner Rückkehr von Bender abgestiegen war.
Die bedeutenderen öffentlichen und Privatbauten sind alle in den letzten paar
Jahrzehnten und besonders in den letzten paar Jahren entstanden. Daher ist Zilah trotz
seines hohen Alters eine neugebaute Stadt und bietet in seinem malerischen Doppelrahmen,
deren äußeren die dichten Waldungen der Meßeskette, den inneren aber die anmuthigen,
jetzt wieder aufblühenden Rebenhügel bilden, einen überaus angenehmen Anblick,
namentlich im Frühling und Sommer, wo seine Gebäude von den Hunderttausenden feiner
Obstbäume umgrünt und umblüht, als lauter Villen erscheinen.
Die Gassen laufen in einem Mittelpunkte zusammen, dem trefflich regnlirten und in
Stand gehaltenen, von hübschen Häusern, darunter immer mehr Neubauten, umgebenen
Hauptplatz, auf dem sich die Denkmalgrnppe Nikolaus Wesseleuyis, ein schönes Werk
von Fadruß, erhebt. Dieses Denkmal wird den späten Enkeln künden, wie viel Wesselenyi, von
den großen, allgemeinen Ideen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit geleitet, für die
Befreiung der Hörigen gethan hat. Die Gruppe drückt die Idee der Gleichheit aus, indem
sie den mächtigen Magnaten darstellt, wie er den unterdrückten Bauer zu sich emporhebt.
Auch verewigt das Denkmal den großen Kampf, den dieser patriotische Feuergeist mit dem
eisernen Willen für die Union Siebenbürgens durchgekämpft hat. Hier vollzog er am
17. Mai 1848 als königlicher Commifsär die Wiederangliederuug des ,?arlium°; durch
das ,?artiuin" verknüpfte er, wie durch eine Spange, Siebenbürgen mit Ungarn, und
wonach seine Seele sich sehnte, wurde Wahrheit: „der einheitlichen Nation wurde ein
Vaterland!"
Die Bevölkerung von Zilah bekannte sich sehr früh, nach mehreren alten Schrift-
stellern zwischen 1527 und 1530, gleichzeitig und insgesammt zur Reformation, so daß
die alte katholische Kirchengemeinde dort ganz aufhörte; die neue kam erst wieder 1751
zu Stande. In jener Zeit entstand eine für Zilah eigenthümliche, noch jetzt bestehende
Institution: die „Kalandosok", die Theilung der Stadt in vier Bezirke. Diese sich selbst
verwaltenden Bezirke waren in erster Reihe Organe der kirchlichen Administration; da aber
die ganze Stadt calvinistisch war, also Kirche und Gemeinde das Nämliche bedeuteten,
spielten die Bezirke auch in der Gemeindeverwaltung eine Rolle. An ihrer Spitze standen
und stehen noch die „Gassenväter" und die „alten Leute" (Commission), die von den
Gassenvierteln in den Gassenversammlungen gewählt werden. Andersgläubige gibt es in
der Stadt auch jetzt sehr wenige, und ebenso gibt es noch immer nur eine resormirte und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch