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Überhaupt ist der Reichthum des Bihargebirges an den verschiedensten Naturbildungen
einfach verblüffend. Seine Thäler und Schluchten bergen über vierzig Wasserfälle, unter
denen außer den bereits erwähnten noch die Fälle von Vidra, Galbina , Bnlzthal und
Retyiezel zu nennen sind. Schlnndartig verengte Thalschluchten, wilde, rauhe, finstere
Felskorridore, malerisch schöne Klammen (hier genannt) nehmen nach einander
den Thalwanderer auf; so die von Schmidt entdeckte Klamm unterhalb der Erzherzog
Josess-Höhle, die Vale Szüka, die bereits erwähnte, zum Kolosseum führende
Galb ina-Klamm und der Molochsfchlnnd im Szamos-Bazar.
Die Grotten und Höhlen jeder Art und jedes Namens sind überhaupt nicht zu
zählen; sie variiren vom kleinen Felsloch bis zu dem unabsehbaren Labyrinth der Höhle
von Meziad. Neben der letzteren ist eine der größten und schönsten Tropfsteingrotten die
Erzherzog Josess-Höhle bei Szegyestyel in der Nähe von Rezbanya, mit zahl-
reichen Sälen, einer verschwenderischen Pracht von Tropfsteinformen und überraschenden
Gebilden wie die Sphinx, der Cactns, das Taufbecken, der Feengarten, der Springbrunnen,
der Altar, der Adler, der Goliath, der Thronhimmel. Dann ist bei Rezbanya noch
die Fonäczer Grot te zu bemerken; ferner die Galbina-, Boga-, Fericseer und
Alun-Höhle.
Unter den Knochenhöhlen, deren schlammigen Boden Knochenreste von Urthieren
bedecken, ist die bedeutendste die Höhle von Oncsäßa, die einst so reich an Knochen
war, daß man aus ihnen zwei vollständige Skelette des Höhlenbären zusammenstellen
konnte. Solche Bärenknochen kommen auch anderwärts vor, so in den Höhlen von
Fonäcza, Feriese und noch anderen.
Eine interessante Erscheinung ist im Bihar auch die auffallende Menge von Eis-
höhlen. Bisher sind neun bekannt geworden. Die größten und schönsten sind die Gyeczär-
Höhle im Szkerisora, am Aranyosflnß, und die Eskimohöhle im Galbinabecken. In
der Nähe der letzteren ist die EishöhleZapogye, die auch schöne Tropfsteingebilde enthält.
Unter den Höhlen, welche Bäche verschlingen, ist die bekannteste die Höhle von
Szohodol , im Volksmunde Kimpanyäßka, bei Vasköh, wo ein kleiner Bach in seinem
Laufe durch ein aus einer Neihe von Wassermulden (Dolinen) entstandenes Längsthal
gegen die querstehende Felswand stürmt und in ihr eine ungeheuere, logeuartig gestaltete
Höhle, 20 Meter hoch und 24 Meter breit, ausbricht, in deren dunklem Hintergrunde er
seine Wassermassen in unbekannte Tiefen hinabstürzt. Allein noch viel großartiger ist die
erwähnte Schlundhöhle der Esetätye von Ponor . Hier rast der wasserreiche Bach
durch ein 70 bis 80 Meter hohes, spitzbogiges Thor, um seinen Lauf durch die Unterwelt
zu beginnen; und ebenso großartig ist das elliptisch geformte Schlundthor der Aragyäßa
im Szaiuos-Bazar.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch